Konferenz zur Zukunft der digitalen Gesellschaft

39 digitale Köpfe feierlich ausgezeichnet

18.09.2014
Von Johannes Klostermeier
Auf einer eintägigen Konferenz in Berlin hat die Gesellschaft für Informatik 39 Frauen und Männer als „Deutschlands digitale Köpfe“ ausgezeichnet. In sechs Workshops sammelten die Vorbilder und Vordenker Handlungsempfehlungen für die Politik.

"Wir haben Deutschlands digitale Köpfe gesucht und gefunden", freute sich der Präsident der Gesellschaft für Informatik (GI), Peter Liggesmeyer, zu Beginn der "Konferenz zur Zukunft der digitalen Gesellschaft" in Berlin.

Liggesmeyer war auch der Vorsitzende der Jury, die, "in einer turbulenten Sitzung im Mai", aus insgesamt 300 vorgeschlagenen Namen einvernehmlich 39 Menschen als digitale Vordenker ausgesucht hat. Die Jury bestand aus Vertretern von Verbänden und Organisationen der IT-Branche und digitalen Experten.

Digitale Gesellschaft

"Wir wollen damit Themen an Personen binden, um diese auch medial besser darzustellen", erklärte Liggesmeyer das Anliegen der Auszeichnung. Die Initiative hängt mit dem Wissenschaftsjahr 2014 zusammen, dessen Motto ebenfalls "Digitale Gesellschaft" ist.

Johanna Wanka, Bundesministerin für Bildung und Forschung, bei der "Konferent zur Zukunft der digitalen Gesellschaft" in Berlin.
Johanna Wanka, Bundesministerin für Bildung und Forschung, bei der "Konferent zur Zukunft der digitalen Gesellschaft" in Berlin.
Foto: Gesellschaft für Informatik

Die Namen der 39 digitalen Macher, darunter Wissenschaftler, Firmengründer, Politiker und Künstler, hatte die Jury bereits Anfang Juli bei einer Pressekonferenz bekannt gegeben. Auf der Konferenz in Berlin erfolgte nun die feierliche Kür in Anwesenheit von Johanna Wanka (CDU), Bundesministerin für Bildung und Forschung.

"Wir brauchen Vorbilder, an denen sich der Nachwuchs orientieren kann", sagte Liggesmeyer in seiner Begrüßungsrede. Auch hob er die besondere Vielfalt der digitalen Persönlichkeiten und den relativ großen Frauenanteil unter den digitalen Köpfen hervor. "Unsere Auswahl zeigt sehr gut, wie umfassend die digitale Gesellschaft ist."

Deutschlands digitale Köpfe.
Deutschlands digitale Köpfe.
Foto: Gesellschaft für Informatik

Empfehlungen an die Politik

Unter den 39 Köpfen sind etwa Lars Hinrichs (Xing-Gründer), Philipp Riederle (Social-Media-Experte), Constanze Kurz (Informatikerin und Sprecherin des Chaos Computer Clubs) und Anja Feldmann (Professorin für Informatik an der TU Berlin und Leibniz-Preisträgerin). Sehr viele, aber nicht alle der Preisträger, waren zur Entgegennahme der gerahmten, analogen Urkunde nach Berlin gekommen.

In sechs Workshops beschäftigten sich die digitalen Köpfe am Nachmittag dann mit der Zukunft von "Wirtschaft und Industrie", "Gesellschaft und Medien", "Energie", Gesundheit und Medizin", "Kunst und Kultur" sowie "Politik". "Ein Tablet in jede Schultüte", "Verschlüsselung wird zur Pflicht" und "mehr Zentralisierung, weniger Föderalismus" lauteten drei der aufgestellten Empfehlungen an die Politik.

In seinem "Vision Statement" wunderte sich der frühere IBM-Mann und heutige Autor und Redner Gunter Dueck über die Innovationsfeindlichkeit Deutschlands. "Jedes Dorf ist asphaltiert, aber Internet-Kabel kriegt man nicht hin", sagte er. Und weiter: "Wir haben in Deutschland ein Immunsystem aufgebaut, das uns vor Innovationen schützt". Im Bereich Bildung gebe sich man inzwischen mit Mittelmaß zufrieden.

Gesche Joost, digitale Botschafterin und Co-Jury-Vorsitzende, warnte auch vor den Gefahren der digitalen Gesellschaft: "Wir müssen uns weltweit für die Erhaltung der Bürgerrechte und der Datensouveränität im Netz einsetzen", sagte sie.

Sicherheitsmonitor für Verbraucher

Christian Illek, Vorstandsvorsitzender des Vereins "Deutschland sicher im Netz" und Geschäftsführer von Microsoft Deutschland, will die IT-Sicherheit ins Zentrum der Digitalisierung rücken. Zum IT-Gipfel 2014 soll es einen Sicherheitsmonitor für Verbraucher geben. Die Politik müsse Spielregeln setzen, die IT-Anbieter Privacy by Design anbieten, die Bürger sich besser schützen.

Auf einer Abschlussveranstaltung des Wissenschaftsjahres im Dezember sollen die ausformulierten Ergebnisse der Workshops der digitalen Köpfe als "Handlungsempfehlungen für die digitale Gesellschaft" an die Bundesregierung übergeben werden. Bundesbildungsministerin Johanna Wanka freut sich darauf: "Ich hoffe, dass wir intensiv ins Gespräch kommen. Ich verstehe das auch als eine Einladung an die Gesellschaft, an alle Bürger", sagte sie.

Moderiert wurde die Veranstaltung von Michael Beilfuß, Geschäftsführer des IDG Verlags, der unter anderem auch die "Computerwoche" herausgibt.