IT-Support-Hotline

Die nervigsten Anrufer

20.01.2019
Von 
Mary K. Pratt ist freiberufliche Journalistin in Massachusetts.
Trotz zunehmenden technischen Allgemeinkenntnissen ist sie bei Problemfällen die erste Anlaufstelle: Die Hilfe-Hotline der IT. Wir werfen einen Blick auf all die Probleme, mit denen sich der Helpdesk herumschlagen muss.

Die Anrufe bei Hilfe-Hotlines von IT- und Software-Firmen - auch "Helpdesk" oder "IT-Support" genannt - werden immer mehr. Denn trotz wachsendem Technik-Verständnis in der Bevölkerung verlassen sich immer mehr Nutzer auf die Hilfe vom heißen Draht. HDI, die IT-Service- und Technische-Hilfe-Vereinigung der USA, führt in ihrem Report auf, dass 68 Prozent aller Hilfe-Hotlines einen deutlichen Anstieg der Zahl der Anrufer im Jahr 2011 verzeichneten.

Was diese Statistik nicht preisgibt ist indes die Zahl der Anrufe, die einfach irgendwie besser laufen könnten. Ja, all Ihr Helpdesk-Mitarbeiter, ihr wisst, wovon wir sprechen: diese penetranten Anrufe wegen nichts und wieder nichts, obwohl die wirklich wichtigen Probleme doch schon lang in der Leitung warten.

"Belanglose Anrufe komplett zu vermeiden, das wird niemals möglich sein. Deshalb ist es das Ziel, so viele von ihnen wie möglich aufzuhalten. Denn es kostet extrem viel Geld, solche Anrufe abzuwickeln", erklärt Craig Baxter, der Verwaltungs-Direktor von HDI. Um die Experten bei ihrem Vorhaben zu unterstützen, hat PC Welt mit ihnen zusammen eine Liste mit den verhasstesten Anruftypen erstellt. Merken Sie sie sich unsere Tipps also gut, bevor Sie das nächste Mal in der Firma zum Hörer greifen, wenn ein Kunde anruft ...

Support-Anruf: Passwort zurücksetzen

Das Ergebnis einer HDI-Befragung von 339 Helpdesk-Mitarbeitern: rund ein Drittel aller Hotlines verbucht 30% aller Anrufe unter "Ich habe mein Passwort vergessen, bitte setzen Sie es zurück" - trotz der Tatsache, dass 69% aller Dienstleister dem Anwender auch ohne einen Anruf erlauben, sein Passwort wenigstens ein Mal zurückzusetzen. Eine Erfahrung, die auch Ken Hayes, Direktor für Service-Verbesserungen bei Technisource Inc., teilt. Er erinnert sich gar an einen Kunden, der bei knapp einem Viertel aller Anrufe nur um die Zurücksetzung seines Passworts gebeten hat - obwohl der Konzern eine vom Kunden selbst bedienbare Option dafür anbot.

"Das Problem besteht - wie so oft - eher darin, den Nutzer dazu zu bringen, sich selbst zu helfen", witzelt Hayes. "Helpdesks tun in aller Regel einfach nicht genug dafür, ihre Kunden zu erziehen. Ihnen zu zeigen, dass es auch Selbsthilfe-Optionen gibt. Oder sie verkomplizieren diese zu sehr. Denn der Kunde sucht immer nach dem Lösungsweg mit dem geringsten Widerstand", sagt Hayes. "Wenn der Griff zum Telefon die einfachste Methode für ihn ist, wird er genau diese und keine andere wählen."

Um die Anzahl an Passwort-zurücksetzen-Anrufen zu minimieren, arbeitete Hayes mit den Kunden zusammen, um die automatische Reset-Funktion stärker zu bewerben. Zudem erinnerte er seine Mitarbeiter daran, Anrufer - höflich, natürlich - auf die Reset-Funktion hinzuweisen und sie als die bessere Option anzupreisen. Das Ergebnis: Immerhin ein Rückgang von knapp 10% bei den Passwort-zurücksetzen-Anrufen. Andere Helpdesk-Betreiber setzen indes auf automatische Antworten vom Band, wenn mal wieder ein Anrufer "ein Problem mit dem Passwort hat".

Support-Anruf: So einfach ist Office

Wie formatiere ich meine Excel-Tabelle? Wie verändere ich die Schriftart in Word? Sie werden es nicht glauben, aber absolut jede Hilfe-Hotline sieht sich mit solchen Anrufern konfrontiert, die tatsächliche Hilfestellung mit Training in den Basis-Funktionen eines Programms verwechseln. "Das Problem ist, dass diese belanglosen, Programm-spezifischen Fragen die ausgebildeten IT-Mitarbeiter am anderen Ende der Leitung von den wirklich wichtigen und kritischen Fragen anderer Anrufer fernhalten", sagt Hayes.

Hayes Firma arbeitete zusammen mit dem Helpdesk eines Versicherungskonzerns, von dessen 400 täglichen Anrufen 5% bis 10% Fragen oben genannter Art waren. Seine Lösung: Eine Bildungs-Kampagne, um den Anwendern die Grundlagen bestimmter Programme beizubringen. Durch Hilfezettel und eine von der IT-Abteilung erstellte Selbsthilfe-Webseite konnten die Mitarbeiter schnell und selbstständig Antworten auf ihre Fragen finden. 80% aller Grundlagen-Fragen am Telefon konnten so eliminiert werden. Um den Erfolg aufrecht zu erhalten, gibt der Helpdesk nunmehr vierteljährlich eine Sammlung von Tipps und Tricks zu den am häufigsten gestellten Fragen heraus.

Support-Anruf: Wie war das mit dem Trouble Ticket ...?

Der Helpdesk von Franciscan Alliance Inc., eine Gesundheitsorganisation in Mishawaka im US-Staat Indiana, misst 24 mal 7 Meter, an denen 17 Mitarbeiter sitzen und rund 20.000 Nutzer betreuen. Monatlich verzeichnet die Hotline rund 8.000 Anrufe. Dan Lafever, Manager der IT-Service-Qualität, sagt, ihm sei aufgefallen, dass mehr als 700 sogenannter "Trouble Tickets" benutzt würden, nur um wegen einer Angelegenheit nochmals nachzufragen. Getreu dem Motto "Gibt's schon was Neues?". Zur Information: Als "Tickets" versteht man in der IT die elektronische Form einer Anfrage. Daten des Anfragenden und seine Probleme (daher "Trouble Ticket") werden gespeichert und analysiert, um sie so einer ganz bestimmten Abteilung oder Person zuzuweisen.