HPI arbeitet an Gesundheits-Cloud

Patienten sollen Gesundheitsdaten in der Cloud verwalten

31.05.2017
Von 
Heinrich Vaske ist Editorial Director a.D. von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO.
Man stelle sich vor, Patienten hätten ihre gesamten Gesundheitsdaten über eine zentrale Cloud-Plattform sicher im Zugriff. Sie könnten selbst entscheiden, mit wem sie die Daten teilen wollen und wer das Recht haben soll, sie zu analysieren. Das Hasso-Plattner-Institut (HPI) arbeitet an dieser Vision.

Nicht weniger als die "digitale Selbstbestimmung in der Gesundheitsvorsorge" strebt das Hasso-Plattner-Institut (HPI) in Potsdam mit seiner "Gesundheits-Cloud an". Geplant ist eine zentrale Plattform, auf der Patienten ihre Gesundheitsdaten verwalten und mit vertrauenswürdigen Dritten teilen können. Ziel der Aktion ist eine verbesserte Gesundheitsversorgung bei gleichzeitig sinkenden Kosten.

Projektteam der Gesundheits-Cloud beim HPI.
Projektteam der Gesundheits-Cloud beim HPI.
Foto: HPI/ K. Herschelmann

Viele Gesundheitsdaten liegen heute auf isolierten Datenbanken und lassen sich weder von Patienten noch von Ärzten zugreifen, geschweige denn zentral auswerten. Folge der verteilten Datenspeicherung können Fehldiagnosen und -behandlungen sowie Missverständnisse und überflüssige Untersuchungen sein. Eine patientenzentrierte Plattform für Gesundheitsdaten, die den Datenschutz ebenso mitbedenkt wie eine Patientenaufklärung über bewussten Umgang mit Daten, ist aus Sicht des HPI überfällig.

Daten sollen mit modernsten Technologien auswertbar sein

Die Gesundheits-Cloud soll Daten aus verschiedenen Quellen zusammenführen und sicher speichern. Mündige Patienten sollen über die Freigabe bestimmter Daten selbst entscheiden können. Mithilfe modernster Analysetechnologien (InMemory Comuting, Machine Learning) soll die Datenbasis zudem auswertbar sein, um Patienten in der Gesundheitsvorsorge und bei der Einordnung von Diagnosen und Therapien zu helfen. Wer will, kann die Rechte der Datennutzung an vertrauenswürdige Ärzte, Familienmitglieder oder - in anonymisierter Form - auch an die medizinische Forschung durchreichen.

Ärzte hätten nicht nur eine lückenlose Patientenhistorie vor Augen, sie könnten auch mit diversen Analysemöglichkeiten Zusammenhänge entdecken, die ihnen sonst verborgen blieben. Werden dazu noch medizinische Forschungsdatenbanken angebunden, könnte eine individuelle Behandlung auf Basis neuester Erkenntnisse zu überschaubaren Kosten angeboten werden, argumentiert das HPI.

Datenbasis für Softwareanwendungen

Wie das Institut weiter mitteilt, soll die Gesundheits-Cloud auch als Datenbasis für Softwareanwendungen im Gesundheitswesen dienen. Aktuell seien über 200.000 solcher Applikationen auf dem Markt. Viele davon könnten von der skalierbaren Dateninfrastruktur und den verfügbaren Analyse- und Machine-Learning-Algorithmen profitieren.

Das HPI glaubt, dass die Freigabe von anonymisierten Gesundheitsdaten der medizinischen Forschung in Deutschland neue Impulse geben könnte. Renommierte Forscherinnen und Forscher hätten zu Recht gemahnt, dass durch die Nutzung individueller Gesundheitsdaten Volkskrankheiten besser behandelt und die Heilungschancen erhöht werden könnten. (hv)