Drahtlos Laden

Andi Wireless Charging: Schickes System für das iPhone

08.04.2017
Von 
Peter Müller ist der Ansicht, dass ein Apple täglich den Arzt erspart. Sei es iMac, Macbook, iPhone oder iPad, was anderes kommt nicht auf den Tisch oder in die Tasche. Seit 1998 beobachtet er die Szene rund um den Hersteller von hochwertigen IT-Produkten in Cupertino genau. Weil er schon so lange dabei ist, kennt er die Apple-Geschichte genau genug, um auch die Gegenwart des Mac-Herstellers kritisch und fair einordnen zu können. Ausgeschlafene Zeitgenossen kennen und schätzen seine Beiträge im Macwelt-Morgenmagazin, die die Leser werktags pünktlich um acht Uhr morgens in den nächsten Tag mit Apfel und ohne Doktor begleiten. Privat schlägt sein Herz für die Familie, den FC Bayern, sechs Saiten, Blues-Skalen und Triolen im Shuffle-Rhythmus.
Laden, ohne ein Kabel an das iPhone anschließen zu müssen, klingt verlockend. Das System Andi zeigt, wie das elegant geht.

Drahtloses Laden soll eines der wesentlichen neuen Features des iPhone 8 oder iPhone X werden, das wir im September erwarten. Das Prinzip: Im Inneren des Gehäuses ist eine Spule eingebaut, die mit der Spule eines äußeren Ladegerät induktiv koppelt. Das durch Wechselstrom in der äußeren Spule erzeugte wechselnde Magnetfeld induziert in der inneren Spule einen Strom, der den Akku lädt. Künftige Geräte könnten so ohne jede Buchse auskommen, wenn das iPhone eben nicht nur Daten aller Art per Funk empfangen und senden kann, sondern auch seine Energie per Induktion bezieht.

Andi: iPhone elegant drahtlos laden
Andi: iPhone elegant drahtlos laden
Foto:

Das ist aber noch Zukunftsmusik, selbst wenn sich die iPhones vom Herbst 2017 induktiv aufladen ließen, wird Apple vorerst noch nicht auf die Lightning-Buchse verzichten wollen. Das liegt nicht nur an der breite Bandbreite des Lightning-Ports für Daten aller Art, über Kabel lassen sich die Geräte mit stärkeren Strömen und damit deutlich schneller aufladen.

Wer einen Vorgeschmack auf die Bequemlichkeit des induktiven Ladens haben möchte, dem sei das System Andi-be Free des Schweizer Startups Tecflower empfohlen. Wie andere bereits erhältliche Ladesysteme müssen die Geräte ihre Empfangsspule außen am Smartphone anbringen: Das geschieht über eine Hülle, die die Energie entgegen nimmt und per Lightning-Kabel an das iPhone weiterleitet (respektive per Mikro-USB bei der Ausführung für Samsung-Smartphones).

Damit ist bereits der entscheidende Nachteil des Systems genannt: Das iPhone muss dafür in der Ladehülle stecken. Doch ist die perfekt passende und relativ leicht wieder abnehmbare Hülle angenehm dünn und unauffällig. Nachteil: Hat man sich einmal dafür entschieden, sein iPhone per Induktion zu laden, sollte man es auch permanent in der Andi-Hülle lassen. Denn der Lightning-Stecker, der sich aus dem Hüllenboden ausziehen und in den Port stecken lässt, könnte brechen, wenn man beim Tausch der Hülle vergisst, ihn zuvor wieder aus dem Port zu ziehen. Gleiches droht, wenn man den Stecker zu oft ein- und ausstöpselt, um das Telefon mal wieder per Kabel zu laden.

Elegante Ladestationen statt langweiliger Matten

Der Clou des Systems sind indes die Ladestationen, an denen das in die Hülle eingepasste iPhone magnetisch andockt. Drei Ausführungen bietet Tecflower dafür an, zwei für das Auto und eine für den Desktop. Das Desktop-Gerät ist nichts weiter als ein stabiler Ständer mit einem gebogenen Hals, auf dem eine runde Platte das iPhone per Magnetkraft festhält – dieses wirkt dann beinahe frei im Raum schwebend. Das mitgelieferte Ladegerät versorgt auch zwei Geräte per USB-Kabel mit Energie, so ließe sich an einer Steckdose neben dem iPhone (induktiv) auch noch ein iPad oder ein Macbook (herkömmlich über Kabel) aufladen.

Bei der Ladung mit Induktion sind keine so starken Ströme wie über Kabel möglich, das Andi-be Free lädt unser iPhone jedoch genau so schnell auf, als ob sein Ladekabel in der USB-Buchse unseres Mac stecken würde. Für den Ladestrom gibt der Hersteller 600 Milliampère an, Macs mit USB 3 geben maximal 900 Milliampère bei 5 Volt Spannung aus. In unserem Test hatten wir jedoch das Ladekabel des iPhone in einem USB-C-Dock stecken.

Einen nennenswerten Unterschied der Ladezeit konnten wir bei der Aufladung über den Computer nicht feststellen, die Schreibtischlösung schränkt uns also in punkto Ladegeschwindigkeit nicht ein, im Gegenteil haben wir das iPhone neben dem Rechner auf einem schicken Ständer platziert und so jederzeit im Griff und im Blick. Wenn wir schneller viel Ladung haben wollen, müssen wir eben zur 10-Watt-Ladegestation (2 Ampère bei 5 Volt) greifen. Nicht unerwähnt bleiben sollte, dass sich bei einem der beiden Testgeräte der stabile Alu-Standfuß aus der schwarzen Plastikummantelung, in die er verklebt ist, gelockert hat. Der andere Desktop Charger war in Ordnung.

Laden und verstauen im Auto

Für unser Fahrzeug ist der Cup Holder leider nur bedingt geeignet
Für unser Fahrzeug ist der Cup Holder leider nur bedingt geeignet

Die nützlichere der beiden Lösung für das Auto besteht aus einer Halterung, die sich in die Lüftungsschlitze einklinken und mit der Autosteckdose, vulgo Zigarettenanzünder, verbinden lässt. So ist das iPhone während des Ladevorgangs nicht nur aufgeräumt, sondern bleibt im Blickfeld – ideal für den Einsatz als Navigationsgerät. Die dritte Lösung ist ebenso für das Fahrzeug gedacht, jedoch weniger dafür, um auf das iPhone problemlos einen Seitenblick riskieren zu können. Für den in der Mittelkonsole angebrachten Getränkehalter ist die Halterung für das Telefon immerhin ein guter Aufbewahrungsort, an dem wir mit ihm auch via Siri kommunizieren können. Leider passt in unserem Fahrzeug der Charger nicht gut in die Getränkedosenhalterung, auf Dauer wäre das eine wacklige Angelegenheit. Eine Verstellmöglichkeit gibt es nicht.

Nicht schön, aber zweckmäßig: Der Vent-Holder für das Fahzeug
Nicht schön, aber zweckmäßig: Der Vent-Holder für das Fahzeug

Im Paket mit der Desktop-Halterung kostet beim Hersteller im Store die Hülle 160 Euro, Hülle und Halterungen sind in schwarz oder weiß erhältlich. Der Cupholder Charger für die Getränkehalterung im Auto kostet 100 Euro, der für die Lüftung 70 Euro. Nicht von uns getestet sind der Universal Charger für 80 Euro, eine einfache runde Matte, die man mit mitgelieferten Metallclips an Wände und andere Oberflächen anbringen kann und eine Charging Powerbank (80 Euro), die im Prinzip so funktioniert wie die Ladematten anderer Hersteller, nur eben ohne an eine Steckdose angeschlossen sein zu müssen. Das Case alleine kostet 40 Euro.

Fazit

Will man schon heute sein iPhone (oder etwa das Samsung Galaxy S7) induktiv laden, kommt man um eine dafür ausgelegte Hülle nicht vorbei. Die Halterungen für die Ladepads von Tecflower sind bis auf kleinere Unzulänglichkeiten durchdacht und elegant – bleibt zu wünschen, dass sie auch nach dem Herbst 2017 mit dem dann neuen iPhone 8 und der von Apple verbauten Technik funktionieren. Hier ist aber zu befürchten, dass Apple nicht auf den von Tecflower genutzten Qi-Standard setzt, sondern womöglich eine andere Technik einsetzt. (Macwelt)