Connected-Car-Sicherheit

IT-Security im Auto: Neue Wege

30.11.2016
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Nach 15 Jahren als Senior Regional Director Germany bei Fortinet hat Christian Vogt Anfang 2020 die Rolle des Vice President DACH übernommen. Er verfügt über langjährige Leadership-Erfahrung und Expertise im Umgang mit großen und strategischen Kunden und Partnern im Markt für Sicherheits- und Netzwerktechnologie sowie in der Telekommunikationsbranche. Er studierte Betriebswirtschaft in Deutschland und den USA und hatte vor seinem Eintritt bei Fortinet 2006 unter anderem Positionen bei Cable & Wireless Deutschland, Inktomi und Oracle inne.
Hacker verursachen auf Tastendruck verheerende Unfälle, Chaos und Verderben. Ein Horrorszenario, das durch die aktuellen Entwicklungen immer näher an die Realität rückt.

Autos sind ein wichtiger Bestandteil unseres Alltags und unentbehrlich für den täglichen Transport Tausender Menschen von und zu ihren Arbeitsplätzen, durch belebte Orte und von Land zu Land. Da "intelligente" Fahrzeuge - sogenannte Connected Cars - bereits eine wichtige Rolle in unserem Alltag spielen, ist es keine große Überraschung, dass der teilweise und vollständig autonome Transport und das Potenzial von fahrerlosen Autos zu heiß diskutierten Themen geworden sind. Einige Länder wie das Vereinigte Königreich, Frankreich und die Schweiz testen autonome Autos bereits auf öffentlichen Straßen. Laut Gartner werden fahrerlose Fahrzeuge in reifen Märkten bis 2030 circa 25 Prozent aller Passagiere transportieren.

Während Autobahnen voller fahrerloser Autos für einige eine herrliche Zukunftsvision sind, bietet diese Perspektive Hackern eine weitere Gelegenheit, verheerenden Schaden anzurichten. Die immer ausgefeilteren Cyberangriffe und Datenschutzverletzungen in den letzten Jahren haben dazu geführt, dass der Schutz der Autofahrer vor Bedrohungen aus dem Netz zu einem der wichtigsten Entwicklungsschwerpunkte und -herausforderungen in der Automobil- und Sicherheitsindustrie geworden sind.

Hacker-Methoden: Angriffsvektoren im Auto

Fahrerlose Autos. Intelligente Fahrzeuge werden über mehrere unterschiedliche Systeme an Bord verfügen: ein Steuerungssystem, ein Unterhaltungssystem, ein Passagiernetzwerk und sogar Systeme von Dritten, die nach Bedarf von den Eigentümern heruntergeladen werden können. Diese Systeme müssen in einem gewissen Umfang miteinander kommunizieren, um die neuen Services zum Leben zu erwecken. Aber diese Kommunikation muss von Sicherheitssystemen wie KI-Systemen ab, die das selbstständige Fahren ermöglichen. Diese neuen Steuerungs- und Sicherheitssysteme müssen in die schon heute vorhandenen elektronischen Systeme an Bord integriert werden und bieten unter anderem auch die Services von Dritten über das Internet. Und genau hier liegt das Problem: Wenn Hacker aus der Entfernung auf ein Fahrzeug zugreifen und eines seiner Systeme kompromittieren, besteht ein erhebliches Risiko - angefangen vom Diebstahl vertraulicher und geschäftlicher Daten bis hin zu ganz realen Gefahren für das Leben der Passagiere und ihr Eigentum. Wir stellen im Folgenden einige Angriffsmöglichkeiten vor, die für verbundene und autonome Autos wahrscheinlich bestehen werden.

Um das Auto der Zukunft effektiv schützen zu können, muss noch einiges geschehen.
Um das Auto der Zukunft effektiv schützen zu können, muss noch einiges geschehen.
Foto: Sasun Bughdaryan - shutterstock.com

Rechteausweitung und Systemverflechtungen: Nicht alle Systeme und Netzwerke in einem Auto werden auf gleiche Art und Weise erstellt. Die Angreifer werden nach Schwachstellen in weniger geschützten Services wie Unterhaltungssystemen suchen und versuchen, über das interne Netzwerk auf sensiblere Systeme "überzuspringen". Beispielsweise ist typischerweise eine begrenzte Kommunikation zwischen dem Motor-Management-System und dem Unterhaltungssystem gestattet, damit Warnmeldungen - etwa Motorfehlfunktionen - auf dem Display angezeigt werden können. Und genau diese Verbindung könnten Hacker ausnutzen.

Systemstabilität und -berechenbarkeit: Klassische Autosysteme sind in sich geschlossen und kommen normalerweise von einem einzigen Hersteller. Neue, autonom fahrende Autos werden sehr wahrscheinlich Software von mehreren Anbietern enthalten - einschließlich Open-Source-Software. Die Informatik ist nun im Gegensatz zu industriellen Steuerungssystemen - wie es Autosysteme sind - nicht unbedingt für ihre Vorhersehbarkeit bekannt. Tatsächlich neigen IT-Systeme dazu, auf unberechenbare Weise zu versagen. Das ist sicherlich tolerierbar, so lange es sich nur um eine Website handelt, die nicht erreichbar ist. Im Falle eines Steuerungssystems, das nicht einmal ansatzweise beeinträchtigt werden darf, wenn ein angrenzendes Unterhaltungssystem oder das Auto-WLAN abstürzt, ist das hingegen inakzeptabel.

Man kann außerdem erwarten, dass bekannte Bedrohungen an dieses neue Ziel angepasst werden. Sie werden sich sehr wahrscheinlich von klassischen Endpunkt-Zielen wie Laptops und Smartphones auf IoT (Internet of Things)-Devices - zu denen auch Connected Cars gehören - ausweiten. Im folgenden einige Beispiele für mögliche, künftige Bedrohungsszenarien im vernetzten, beziehungsweise autonomen Auto.