Youngster bevorzugt?

Ex-HP-Mitarbeiter klagen wegen Altersdiskriminierung

26.08.2016
Einen Prozess wegen Altersdiskriminierung hat Hewlett-Packard Enterprise (HPE) am Hals. Vier ehemalige Mitarbeiter behaupten, ihr Ex-Arbeitgeber tausche systematisch ältere Mitarbeiter gegen Millennials aus.

Der öffentlich geführte Prozess wird nach einem Bericht der CW-Schwesterpublikation "Infoworld" mithilfe von Beweismitteln wie etwa statistischen Daten zur Beschäftigungssituation im Unternehmen, Stellenausschreibungen und internen Mitteilungen geführt. Auch sollen öffentliche Statements von CEO Meg Whitman der Beweisführung dienen.

Meg Whitman, CEO von HP Enterprise, ist am 4. August 60 Jahre alt geworden.
Meg Whitman, CEO von HP Enterprise, ist am 4. August 60 Jahre alt geworden.

Whitman war in einem Interview mit "CNBC" im November 2015 auf die vorherige Ankündigung HPEs 30.000 Jobs streichen zu wollen gefragt worden: "Wird es bei dieser Zahl bleiben?" Ihr Antwort: "Das sollte es gewesen sein. Die Maßnahme wird uns erlauben, unser Enterprise-Service-Geschäft einem Rightsizing zu unterziehen (…), um dafür zu sorgen, dass wir eine Arbeitspyramide mit vielen jungen Menschen etablieren, die frisch vom Collage oder einer Graduate School kommen und in der Frühphase ihrer Karriere sind." Das sei für die Zukunft von HPE besonders wichtig.

Vorwurf: HP entlässt die Alten und heuert Junge an

Die Kläger(innen) Donna Forsyth (62), Sidney Staton (54), Arun Vatturi (52) und Dan Weiland (63) sind 2015 und 2016 entlassen worden und haben ihre Klage vergangene Woche beim Bezirksgericht in San José, Kalifornien, eingereicht. Sie richtet sich gegen Hewlett-Packard Enterprise und den zuvor noch nicht aufgeteilten HP-Konzern insgesamt. Ziel ist es, eine Sammelklage daraus werden zu lassen. HP/HPE habe es zu einer Priorität erhoben, sich von einer "alten" in eine "jüngere" Firma zu wandeln. Dazu habe das Unternehmen "Tausenden älteren Beschäftigten" den Laufpass gegeben und gleichzeitig "aggressiv" jüngere Mitarbeiter angeworben.

Eine HPE-Sprecher sagte, man habe die Behauptung zur Kenntnis genommen, widerspreche ihr aber energisch und werde sich dagegen zur Wehr setzen. Die Anklage behauptet weiter, die Personalabteilungen des damals noch nicht aufgespaltenen Hewlett-Packard-Konzerns habe 2013 schriftliche Guidelines veröffentlicht, wonach 75 Prozent aller extern anzuheuernden Mitarbeiter in einer Frühphase ihrer Karriere sein müssten. Stellenanzeigen seien in einer Sprache formuliert worden, die nahegelegt habe, dass die Bewerber innerhalb der vergangenen zwölf Monate ihren Bachelor oder Master erworben haben sollten.

Baby Boomer unerwünscht?

Interne Dokumente von HP würden belegen, dass HP die Vertreter der in die Jahre gekommenen Baby-Boomer-Generation heute als unerwünschte "Rule Breaker" ansehe. Ebenso deutlich zeigten sie, dass Vertreter der Millennial-Generation hochwillkommen seien. Millennials sind nach Angaben von The Pew Research Center zwischen 18 und 34 Jahren alt, die Generation X liegt in der Altersspanne zwischen 35 und 50 Jahren, während die "Baby Boomers" zwischen 51 und 69 Jahre alt sind (Stand 2015).

Auch Google steht unter Anklage

Hewlett-Packard ist nicht das einzige Unternehmen, das sich dem Vorwurf der Altersdiskriminierung ausgesetzt sieht. Mitte 2015 reichten zwei abgewiesene Bewerber eine Klage gegen Google ein. Der Vorwurf: Google lehne Bewerber im Alter von über 40 Jahren ab. Auch hier läuft eine Sammelklage, der sich weitere Abgewiesene anschließen können. (hv)