30 Prozent werden entlassen - Update.com spart für den Breakeven

03.08.2001
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Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der österreichische CRM-Spezialist Update.com will mit einem neuen Management wieder auf Kurs kommen. Durch die Umstrukturierung verliert knapp ein Drittel der Beschäftigten ihren Job.

Gerhard Schuberth, der neue CEO von Update.com, hat sich ehrgeizige Ziele gesteckt: Bis Jahresende soll die Cash-Burn-Rate des finanziell angeschlagenen Unternehmens auf Null gesenkt und die Rentabilitätsgrenze erreicht werden. Dabei greift Schuberth, der seit rund sechs Wochen im Amt ist, auf flache Hierarchien und einen drastischen Personalabbau zurück, um die Kosten in den Griff zu bekommen. Die Zeit drängt, denn im letzten Geschäftsjahr machten die am Neuen Markt notierten Österreicher mit 22,3 Millionen Euro immerhin mehr Verlust als Umsatz (20,4 Millionen Euro).

Alle 75 Kündigungen seien einvernehmlich getroffen worden und sollen bis Ende September wirksam werden, so Schuberth. Dieser Schritt belastet das Unternehmen einmalig mit rund 580 000 Euro, dafür sinken die monatlichen Personalkosten von 800 000 auf 580 000 Euro. Nach den Entlassungen arbeiten noch rund 175 Beschäftigte für die Firma, die sich eigenen Angaben zufolge das Thema Customer-Relationship-Management (CRM) seit 1988 auf die Fahnen geschrieben hat.

Mit reduzierten Erwartungen in eine neue Produktoffensive

   Gerhard Schuberth, CEO von Update.com  
   Gerhard Schuberth, CEO von Update.com  

Für das laufende Geschäftsjahr bekräftigte Schuberth, dass 16,7 Millionen Euro umgesetzt werden sollen. Erst im Juni hatte das Unternehmen die vorherige Prognose von 26 Millionen Euro kurzerhand um ein Drittel reduziert. Laut der neuen Planung liegt Update rund 18 Prozent unter den Einnahmen des vergangenen Geschäftsjahres. Neben dem Umsatzrückgang ist jedoch die Cash-Burn-Rate gestiegen. Sie beträgt derzeit rund 1,5 Millionen Euro pro Monat. Von Januar bis Juni 2001 schrumpften die liquiden Mittel von 26 Millionen auf 14 Millionen Euro. Am Ende des Jahres sollen davon dank der Sparmaßnahmen noch zehn Millionen Euro vorhanden sein.

Zusätzlich zu den internen Umstrukturierungen starten die Wiener im Herbst eine längst überfällige Produktoffensive. Im Mittelpunkt steht die Version 5.0 des "Marketing-Managers", des Flaggschiffs der Firma. Abgerundet wird das Tool durch neue Komponenten für den Pre- und den Post-Sales-Bereich. Die vor einem Jahr zusammen mit dem US-Softwareunternehmen Intarka übernommenen Programme stehen schon seit geraumer Zeit in den Regalen, es fehlte der nötige Feinschliff. Das ernüchternde Fazit des CEO: "Die Software ist schlicht nicht auf den Markt gebracht worden." Update sei anscheinend mit sich selbst beschäftigt gewesen, lautete die verhaltene Kritik Schuberths an seiner Vorgängerin Gabriele Rittinghaus, die zuvor Deutschland-Chefin von Computer Associates war.

Mit den neuen Lösungen sollen im nächsten Jahr Umsatzsteigerungen von 30 Prozent erreicht werden. Dennoch hat das Management einen steinigen Weg vor sich, um das Vertrauen der Kunden und Investoren zurückzugewinnen. Gegenwärtig zähle man zu den "bösen Buben" am Neuen Markt, resümierte der neue Update-Finanzchef Marcus Mühlberger. Einen schlechten Ruf bei den Anlegern bekomme man schnell. Jetzt seien jedoch kleine Schritte gefragt, um den Kurs zu stützen. Dazu zähle auch, so Mühlberger, endlich einmal die eigenen Prognosen zu erfüllen. Mit reduzierten Erwartungen in eine neue Produktoffensive Für das laufende Geschäftsjahr bekräftigte Schuberth, dass 16,7 Millionen Euro umgesetzt werden sollen. Erst im Juni hatte das Unternehmen die vorherige Prognose von 26 Millionen Euro kurzerhand um ein Drittel reduziert. Laut der neuen Planung liegt Update rund 18 Prozent unter den Einnahmen des vergangenen Geschäftsjahres. Neben dem

Umsatzrückgang ist jedoch die Cash-Burn-Rate gestiegen. Sie beträgt derzeit rund 1,5 Millionen Euro pro Monat. Von Januar bis Juni 2001 schrumpften die liquiden Mittel von 26 Millionen auf 14 Millionen Euro. Am Ende des Jahres sollen davon dank der Sparmaßnahmen noch zehn Millionen Euro vorhanden sein.

Zusätzlich zu den internen Umstrukturierungen starten die Wiener im Herbst eine längst überfällige Produktoffensive. Im Mittelpunkt steht die Version 5.0 des "Marketing-Managers", des Flaggschiffs der Firma. Abgerundet wird das Tool durch neue Komponenten für den Pre- und den Post-Sales-Bereich. Die vor einem Jahr zusammen mit dem US-Softwareunternehmen Intarka übernommenen Programme stehen schon seit geraumer Zeit in den Regalen, es fehlte der nötige Feinschliff. Das ernüchternde Fazit des CEO: "Die Software ist schlicht nicht auf den Markt gebracht worden." Update sei anscheinend mit sich selbst beschäftigt gewesen, lautete die verhaltene Kritik Schuberths an seiner Vorgängerin Gabriele Rittinghaus, die zuvor Deutschland-Chefin von Computer Associates war.

Mit den neuen Lösungen sollen im nächsten Jahr Umsatzsteigerungen von 30 Prozent erreicht werden. Dennoch hat das Management einen steinigen Weg vor sich, um das Vertrauen der Kunden und Investoren zurückzugewinnen. Gegenwärtig zähle man zu den "bösen Buben" am Neuen Markt, resümierte der neue Update-Finanzchef Marcus Mühlberger. Einen schlechten Ruf bei den Anlegern bekomme man schnell. Jetzt seien jedoch kleine Schritte gefragt, um den Kurs zu stützen. Dazu zähle auch, so Mühlberger, endlich einmal die eigenen Prognosen zu erfüllen.

 Neuer CEO will Update.com sanieren

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Seit fünf Wochen ist er im Amt, der neue CEO (Chief Executive Officer) des am Neuen Markt notierten Wiener CRM-Anbieters Update.com. Nun hat sich Gerhard Schuberth ein erstes Bild von den Zuständen im Unternehmen verschafft: Die Mitarbeiter hält er für fähig und hoch motiviert, die Produkte brauchen aber noch Feinschliff. Mit einer Restrukturierung will Schuberth über einen "steinigen, aber kurzen Weg" zum Jahresende den Break-even schaffen.

Die neue europäischen Niederlassungen von Update.com werden als Vertriebsdependancen zu zwei Regionen (Süd/Nord) zusammengefasst, für die außereuropäischen Ableger sucht man Partner. Außerdem wird das mittlere Management zusammengestrichen. Insgesamt werden von rund 250 Mitarbeitern 75 entlassen. Auch der neue Finanzchef Marcus Mühlberger soll richtig durchgreifen. "Leider mussten wir feststellen, dass die Zahlenwerke teils auf unrealistischen und überzogenen Erwartungen beruhen", gesteht der CFO. Sein neues Budget geht für das laufende Jahr von 16,7 Millionen Euro Umsatz aus (angeblich konservativ, aber kaufmännisch seriös gerechnet).

 

Bereits im März 2001, als die Unternehmensleitung von Update.com, damals noch mit CEO Gabriele Rittinghaus und Finanzchef Michael Foy, die endgültigen Zahlen für das Geschäftsjahr 2000 präsentierte, waren die Aussichten alles andere als rosig. Den kriselnden Softwareanbieter nahm damals die freie Journalistin Andrea Goder für die Computerwoche unter die Lupe

Update.com Software AG -ein CRM-Anbieter macht wenig erfreulichen Kassensturz

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Drastische Gewinn- und Umsatzwarnungen, über 90 Prozent Kursverlust, Einbruch im deutschen Markt, Vertriebs- und Produktschwierigkeiten - die Update.com Software AG schlitterte im letzten Jahr in eine schwere Unternehmenskrise. Dass der Wiener Softwareanbieter schon am Ende des vierten Quartals den Breakeven erreichen wird, ist deshalb eine sehr optimistische Prognose.

Von Andrea Goder, freie Journalistin in München.

Gabriele Rittinghaus, seit 1999 Vorstandsvorsitzende von Update.com, dürfte mittlerweile das Lachen vergangen sein. Die ehemalige Chefin von Computer Associates (CA) Deutschland, die zur Bilanzpressekonferenz in Frankfurt am Main aufgrund eines angeblich sehr wichtigen anderen Termins nicht erschien, hat sich kräftig vergaloppiert. Wie ein Kartenhaus ist der Business-Plan des Wiener Unternehmens in den Monaten nach dem IPO im April 2000 in sich zusammengebrochen.

Wurde noch zum Börsengang von einem Verlust von 12,4 Millionen Euro ausgegangen, ist der Fehlbetrag bis zum Ende des letzten Geschäftsjahres auf 22,3 Millionen Euro angewachsen (Vorjahr: minus 7,2 Millionen Euro). Durch den Verlust mehrerer Großaufträge verfehlte die Company mit Erlösen in Höhe von 20,4 Millionen Euro auch die ursprüngliche Umsatzplanung deutlich (Vorjahr: 18,3 Millionen Euro). Insgesamt liegt der Verlust damit erstmals höher als der Umsatz. Nach Geschäftsbereichen unterteilt, steuerten Lizenzverkäufe und Wartung 73 Prozent zu den Einnahmen bei (plus 25 Prozent), der Service die restlichen 27 Prozent (minus 14 Prozent).

Börsengang band Management-Kapazitäten

Im Rückblick sind eine Reihe von Faktoren für den katastrophalen Geschäftsverlauf verantwortlich. Zunächst war die Wiener Softwareschmiede offenbar mit dem Börsengang, der über Monate "einen wesentlichen Teil der Management-Kapazitäten" beanspruchte, überfordert. "Notwendige strukturelle Veränderungen der Unternehmensorganisation konnten daher erst am Ende des Geschäftsjahres umgesetzt werden", heißt es im Geschäftsbericht 2000.

Mit fatalen Folgen. So blieb beispielsweise die Stelle des "Vice President Sales" geraume Zeit unbesetzt. Vor allem dürfte sich für die Wiener auch die Tatsache negativ bemerkbar gemacht haben, dass die deutsche Vertriebsniederlassung seit Sommer 2000 führerlos dahintrieb und erst vor kurzem ein neuer Geschäftsführer gefunden werden konnte. "Wir waren in Deutschland sicher nicht effektiv", räumte Finanzvorstand Michael Foy in Frankfurt ein. Schwächen, die sich die Wiener CRM-Spezialisten in ihrem bis dato wichtigsten Absatzmarkt leisteten, wurden denn auch mit einem Umsatzeinbruch von 17 Prozent quittiert. Nur mehr knapp über sieben Millionen Euro erzielte Update.com im letzten Geschäftsjahr in Deutschland.

Ausgebremst wurden die österreichischen Softwareanbieter vor allem von den großen US-Playern, die laut Foy seit Mitte letzten Jahres massiv in den deutschen Markt drängen. Allen voran Siebel Systems Inc., der weltweit führende CRM-Spezialist, der allein im vierten Quartal 2000 weltweit 582 Millionen Dollar umsetzte.

Qualitätsprobleme beim Release-Wechsel

Zwar betonten die anwesenden Update.com-Manager in Frankfurt, produktseitig "durchaus wettbewerbsfähig" zu sein. Neben Marketing-Aufwendungen haben aber vor allem die hohen Entwicklungskosten die Verluste in die Höhe getrieben. Allein im letzten Jahr kamen zwei neue Versionen des Kernprodukts "Marketing-Manager" auf den Markt, ergänzt um Spracherkennungs-, Web- und WAP-Module. Gleichzeitig wurden damit aber neue Baustellen eröffnet. "Bedingt durch die schnellen Versionswechsel traten Qualitätsprobleme auf, die zwischenzeitlich behoben werden konnten", ist im Geschäftsbericht zu lesen.

Wie in Frankfurt außerdem unterstrichen wurde, sehen sich die Wiener heute nicht mehr als One-Product-Company. Von dem US-Softwareunternehmen Intarka Inc. kaufte Update.com im letzten Jahr das Produkt "Prospect Miner", eine Suchmaschine für Vertrieb und Marketing, die in die eigene CRM-Lösung integriert wurde und zudem als eigenständiges Tool vermarktet wird. Erworben wurden außerdem Rechte an dem OEM-Produkt "Request Center" der kalifornischen Celosis Inc. Mit dieser Software, die Web-basierte Techniken und WAP nutzt, lässt sich die Steuerung von Dienstleistungen verbessern.

Perspektiven des CRM-Marktes umstritten

Trotz einer mittlerweile differenzierteren Produktpalette schätzten die Wiener das Potenzial des CRM-Marktes vermutlich falsch ein. Zumindest blieb der Rückenwind, den man sich noch vor einem Jahr von den optimistischen Prognosen der Marktforscher erhoffte, aus. Finanzvorstand Foy zufolge haben bereits im Sommer 2000 führende Marktforschungsinstitute wie Forrester Research ihre Erwartungen für dieses IT-Segment deutlich nach unten korrigiert. Nicht mehr über 70 Prozent Wachstum, sondern nur mehr ein Plus von 35 Prozent wird seitdem für den europäischen CRM-Markt erwartet.

Vor diesem Hintergrund stehen die Zeichen in der Wiener Zentrale schon seit Monaten auf Umstrukturierung. In Zukunft soll der Fokus stärker auf den Business Units liegen, die als Profit-Center geführt werden. Knapp 50 von ursprünglich 286 Stellen wurden bis zum Jahresende gestrichen. Um Kosten zu sparen, will sich das Unternehmen jetzt auf die bestehenden Märkte konzentrieren. Noch im November gab Update.com allerdings den Markteintritt in Schweden bekannt und eröffnete Ende Februar eine Niederlassung in Polen.

40 Prozent des Emissionserlöses sind weg

Den starken Abfluss an Liquidität zu stoppen, dürfte auf Vorstandsebene in den nächsten Monaten oberste Priorität haben. Update.com, seit zwölf Jahren im Markt, verbrauchte mit den geschilderten Aktivitäten von April bis zum Jahresende 18 Millionen Euro und damit rund 40 Prozent des Emissionserlöses. Alarmierend in der Bilanz ist außerdem, dass den Wienern im letzten Jahr Zinserträge weggebrochen, dafür aber in erheblichem Maße neue Forderungsausfälle entstanden sind.

Angesichts der Vehemenz, mit der Update.com auch bereits die Prognosen für 2001 und 2002 nach unten korrigierte, sind auch die revidierten Zahlen mit Vorsicht zu genießen. Finanzchef Foy rechnet am Ende des vierten Quartals 2001 mit dem Breakeven. Bereits 2002 will Update.com - das Unternehmen schrieb in den letzten Jahren nur rote Zahlen - einen Nettogewinn von 14,8 Millionen Euro einfahren. Am Kapitalmarkt dürfte der Softwarehersteller, dessen Aktienkurs seit Monaten zwischen zwei und drei Euro pendelt, jedenfalls bis auf Weiteres das Vertrauen verspielt haben.