NRW-Finanzverwaltung mit Duplex Honeywell 6680

3,5 Tonnen Papier pro Tag

14.11.1975

DÜSSELDORF - Nordrhein-Westfalen, mit 17 Millionen Einwohnern, wird zukünftig die Finanzverwaltung auf ein vollintegriertes On-line-System umstellen.

Zur Jahreswende wurde die erste Testanlage Honeywell 66/60 eines geplanten Duplex-Systems für die Finanzverwaltung in Düsseldorf installiert. Im Laufe des Jahres 1976 soll die Erweiterung auf ein Duplex-System 66/80 (2 Megabyte) erfolgen. (Auftragshöhe 30 Millionen Mark.)

14 Milliarden Speicherdaten

An die Testanlage 66/60 sind 70 Magnetbandeinheiten angeschlossen und acht Plattenlaufwerke mit einer Speicherkapazität von 1,6 Milliarden Zeichen. Die Plattenspeicher werden 1976 auf 16 Einheiten Ó 400 Mio. Zeichen, also insgesamt 6,4 Milliarden Zeichen, erweitert werden. In der Planungsendphase wird das Duplex-System vierundvierzig Millionen Zeichen verarbeiten, wobei auf vierzehn Milliarden Speicherdaten zurückgegriffen, wird. Bereits heute sind vierzehn Schnelldrucker (72000 Zeilen/Std.) installiert, die täglich 3,5 Tonnen Papier für die Erfassung von Steuerfestsetzungsdaten ausdrucken. Für die Endphase sind des weiteren zur Datenerfassung zwanzig Konzentratoren (Serie 700) und 240 Bildschirme von Honeywell DES 700 vorgesehen.

16 Millionen Konten

Schon heute sind in den einzelnen nordrhein-westfälischen Finanzverwaltungen 570 Nixdorf Terminals 820/3 installiert, die die erfaßten Daten Nixdorf-Konzentratoren 820/54 zuspielen. Anschließend werden die einlaufenden Daten auf ein EDV-kompatibles Magnetband übertragen. Die Datenverarbeitung erfolgt momentan auf vier Telefunken TR-4-Einzelsystemen. Das neue Duplex-System wird alle Anwendungsgebiete der Finanzverwaltung bearbeiten: von der Festsetzung über die Erhebung von Steuern bis hin zum Finanzhaushalt. Acht Millionen Steuerpflichtige werden erfaßt und sechzehn Millionen Konten, und diese in sämtlichen Steuerarten (Einkommenssteuer, KFZ-Steuer, Grundsteuer usw.). Beim Aufbau der einzelnen Steuerkonten wird von der Finanzdirektion die Möglichkeit vorgesehen, die Erfassung aller staatlichen Forderungen und Schulden per Computer abzuwickeln. Mit der jetzigen Testanlage 66/60 erfolgt bereits die Festsetzung der Vermögenssteuer.

Der Fiskus erfaßt heute 204 Ersatzkassen, bei denen Nixdorf Terminals installiert sind. Die weitere Entwicklung soll eine Konzentration auf neunzehn Zentralkassen bringen.

Achtzig Anwendungsprogrammierer

Bei der Entscheidung für das Großprojekt hatte Diebold bei der Durchführung von Benchmark-Tests und analytischer Bewertung (Sicherheit des Systems, Bewertung der Betriebssysteme, interne Durchsatzrate) mitgewirkt. Für die Entwicklung der erforderlichen Software sind jetzt 80 Anwendungsprogrammierer der Finanzverwaltung Nordrhein-Westfalen eingesetzt; Leiter des Gesamtprojekts ist Ministerialrat Rudolf Gierse, der Ende letzten Jahres die Testanlage 66/60 in den Räumen der Firma Matthiesen-Kienzle startete (Bild).

Störungsfreie Aufgabenlösung

Das vollständige Duplex-System wird in einem Neubau des Rechenzentrums in Düsseldorf Anfang 1976 installiert werden. Dabei werden die einzelnen Systeme in drei Rechensälen installiert sein. In einem Saal wird das aktive System stehen (TR-440), Im zweiten Saal das auslaufende System (momentan TR-4) und im dritten Saal das neu zu installierende System (Honeywell Duplex-66/80). Dabei sind die drei Säle sternförmig um das Datenträgerarchiv angeordnet.

"Wir haben deshalb die sternförmige Saalanordnung konstruiert, um die zu lösenden Aufgaben störungsfrei durchführen bzw. auslaufen lassen zu können", berichtet Rudolf Gierse.