Das Jahr des Internet of Things

2015 werden die Weichen gestellt

01.01.2015
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.
Das Internet of Things, kurz: IoT, ermöglicht ganz neue Geschäftsmodelle. Manche Unternehmen experimentieren schon damit. Andere fragen sich, wo sie eigentlich anfangen sollen. Für sie hat Gartner eine Checkliste entwickelt. Einer der entscheidenden Punkte: Finden Sie die richtige Architektur!

Das IoT ist einer der heißesten IT-Trends, konstatierte kürzlich Gartner-Vice-President Jim Tully: "Wir haben rund 100 Analysten an dem Thema, obwohl die Umsetzung noch ganz am Anfang steht." Für 2020 kalkulieren die Marktbeobachter mit IoT-bezogenen Services im Wert von 263 Milliarden Dollar weltweit.

Spätestens in sechs Jahren werden rund 25 Milliarden dedizierte physische Objekte über Embedded Technology im Internet miteinander verbunden sein und präzise Datenanalysen ermöglichen, so die Gartner-Prognose. Was heute vor allem die Rohstoff- und Fertigungsindustrie betrifft, interessiert morgen auch die Versicherungen.

2015 werden die Weichen für das Internet der Dinge gestellt
2015 werden die Weichen für das Internet der Dinge gestellt
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Versicherungen? Geht es beim IoT nicht vor allem um Connected Cars und Sensorik? Tatsächlich ist die installierte Basis in der Automotive-Branche beachtlich. Sie liegt bei 200 Millionen Einheiten. Andererseits tragen die Autobauer doch nur einen kleinen Teil zu den 3,7 Milliarden Dingen bei, die heute schon Daten an das Internet abgeben, damit daraus woanders brauchbare Informationen werden.

Laut Gartner ist die IoT-affinste Branche derzeit die Versorgungswirtschaft - mit 778 Millionen installierten Devices, die vor allem aus den Smart-Metering-Initiativen resultieren. Den Versorgern sind Unternehmen aus dem Fertigungs- und Rohstoffsektor mit 526 Millionen vernetzten Gegenständen auf den Fersen.

Individuelle Tarife für Autofahrer?

Auch die öffentliche Hand trägt zur Verbreitung der Technik bei: Sie beobachtet Daten von 434 Millionen sendenden Einheiten, beispielsweise Straßenlaternen oder intelligenten Mülltonnen, die ihren Füllstand selbständig mitteilen. Die Stadt Philadelphia spare eine Million Dollar im Jahr, weil sie die Tonnen nach Bedarf und damit viel seltener leere, argumentiert Gartner.

Und was ist mit den Versicherungen? Die wären, so Tully, brennend daran interessiert, die Daten aus den Kraftfahrzeugen oder auch von den schon massenhaft getragenen "Activity-Tracker"-Armbändern zu bekommen, damit sie aufgrund der individuellen Fahrweise und/oder des Lebenswandels ihrer Kunden die Risiken besser bestimmen - und eventuell feinabgestimmte Tarife definieren - können, anstatt mit Durchschnittswerten und unsicheren Annahmen operieren zu müssen.

Der Wert liegt im Prozess

Der Vorteil, den die verbundenen Objekte den Nutzern verschaffen, kommt also nicht aus den Daten selbst. "Der Wert liegt vielmehr in ihrer Interpretation", sagt Tullys Kollege, der Gartner-Fellow Steve Prentice. Insofern müsse auch das im Zusammenhang mit IoT häufig diskutierte Sicherheitsthema differenzierter betrachtet werden: "Wer die Rohdaten abzieht, hat noch gar nichts davon." Es sei gar nicht nötig, die Daten am Objekt selbst zu verschlüsseln. Wichtiger sei es, den Netzverkehr zu sichern.

Dessen ungeachtet wird im Zusammenhang mit IoT häufig die Frage gestellt, wem die erzeugten Daten eigentlich gehören. Wenn beispielsweise auf einer Baustelle die Kräne mit Windsensoren ausgerüstet sind, könnten der Hersteller der Sensoren, der Kranproduzent oder auch der Bauherr Ansprüche anmelden.

Aber von derartigen Fragen sind die meisten Unternehmen ohnehin weit entfernt. Sie müssen sich zunächst einmal darüber klar werden, was ihnen das IoT eingentlich bringen kann. Und gesetzt den Fall, die Überlegungen führen zu einem erkennbaren Nutzen, werden sie sich fragen: Was müssen wir tun, um uns dem Thema anzunähern? Welche Technik, welche Lieferanten, welche Infrastruktur brauchen wir? Und wo fangen wir an?

Antworten auf diese Fragen hat Vice President und Gartner-Fellow Hung LeHong. Der ehemalige Ingenieur bei General Electric ist einer der von Tully erwähnten 100 Analysten, die sich mit dem IoT beschäftigen. Aus seiner praktischen Erfahrung hat LeHong quasi ein Kochbuch für Unternehmen entworfen, die nach einem IoT-Rezept suchen. Das Inhaltsverzeichnis enthält fünf Kapitel:

- Finden Sie das Wertversprechen.

- Experimentieren Sie.

- Finden Sie die richtige Architektur.

- Investieren Sie in Technik und Partner.

- Lösen Sie das Wertversprechen ein.

Die "Schlüsselfragen", die sich daraus ergeben:

Die fünf Schlüsselfragen:

Welchen Vorteil kann uns das Internet der Dinge überhaupt bringen?
Wo können wir im Kleinen anfangen, um den Wertzuwachs nachzuweisen?
Welches der fünf Architekturmodelle ist für uns am besten geeignet?
Welche Bestandteile braucht unsere IoT-Umgebung, und wer kann sie liefern?
Was muss ich tun, und welche Skills brauche ich in meinem Team, damit das Experiment ein Erfolg wird?