2013 - so starten Sie in ein besseres Arbeitsjahr

12.12.2012
Neues Jahr, neues Glück: Der Jahreswechsel ist der richtige Zeitpunkt, um sich im Job Ziele zu setzen. So werden aus guten Vorsätzen Schritt für Schritt konkrete Pläne.

Schon wieder ein neues Jahr, aber immer noch der alte Job? Der Jahreswechsel ist auch im Beruf der richtige Zeitpunkt, um Vorsätze zu fassen. Egal, ob Sie eine Beförderung, mehr Balance im Leben, das Betriebsklima oder gar einen anderen Posten im Visier haben: Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, neue Wege einzuschlagen. Der Fachkräftemangel bietet dafür gute Chancen, 43.000 offene Stellen warten hierzulande auf Computerfachleute. "Wer in der IT aufsteigt, muss aber fixer sein als in anderen Berufen. Das Tempo der Branche erfordert Typen, die die hohe Schlagzahl mitgehen können", sagt Thorsten Knobbe, Geschäftsführer der Beratungsfirma TK Management & Leaderspoint in Dortmund.

"Der Aufstieg wird nicht auf einem Silbertablett serviert, sondern muss von den Mitarbeitern selber forciert werden", sagt etwa Linda Mihalic, Mitglied der Geschäftsleitung und Direktorin Personal bei Oracle Deutschland in München. Weiterentwicklung wird bei Oracle als "Career Self Management" verstanden. Bei Hewlett-Packard (HP) auch. "Wir unterstützen und beraten, aber grundsätzlich ist der Mitarbeiter sein eigener Karrierecoach", postuliert Fritz Geiger, Manager im Personalwesen des Böblinger Unternehmens.

Sieben gute Vorsätze warten darauf, verwirklicht zu werden:

1. Mehr Spaß an der Arbeit

• Nehmen Sie Ihre persönlichen Spaßbremsen ins Visier. Was genau zieht Sie runter? Die Routine? Der Druck von oben? Oder der nörgelnde Kollege, der Ihnen die Arbeitslust raubt?

• Nicht an vielen Stellschrauben gleichzeitig drehen, sondern gezielt gegen Ihre persönlichen Lustkiller vorgehen. Wem die Arbeit zu monoton geworden ist, der sucht sich intern weitere Projekte oder bringt in der Abteilungsrunde neue Ideen ein. Wer sich gegen steigenden Arbeitsstress rüsten will, checkt beim Chef die Prioritäten der Aufgaben und ordnet diese danach neu. Und wer sich über den nervenden Kollegen ärgert, bittet ihn entweder zum klärenden Gespräch oder versucht, in ein anderes Büro (oder Team) umzuziehen.

• Finden Sie sich nicht mit Ihrem Schicksal ab - nach dem Motto: "Gelebt wird nach Feierabend." Wer nur Dienst nach Vorschrift macht, wird schnell unleidlich. Außerdem: Schieben Sie den Schwarzen Peter für Ihre Lustlosigkeit nicht anderen zu. Wer es sich in der Opferrolle bequem macht ("Ich bin ja so arm dran!"), gerät immer tiefer in die Frustspirale.

2. Weiter auf der Karriereleiter

• Am Anfang steht der Stärken-Schwächen-Check. Dazu alles notieren, was man gut kann und was nicht. Unbedingt auch Fremdeinschätzungen einholen! Einen Coach braucht es dazu nicht unbedingt. Oft können gute Freunde, der Partner oder befreundete Kollegen das eigene Standing und Potenzial gut einschätzen. Zusätzliches Plus: Die anderen entdecken vielleicht Stärken an Ihnen, die Sie selbst gar nicht sehen.

• Das eigene Profil mit dem der Abteilung abgleichen. Es werden nicht unbedingt die Besten be- und gefördert, sondern die, die zur Firma passen. Bei SAP heißt das, man brauche für den Aufstieg "den kulturellen Fit". Dazu gehören eine konstant gute Zielerreichung, das Talent, im Team unterschiedliche Menschen zusammenzubringen, sowie die Fähigkeit, sich selbständig neue Aufgaben zu suchen. Bei Oracle sind "unkonventionelle Ideen" sowie eine "Can-do-Attitüde" willkommen.

• Generell ist es wichtig, Einsatz zu zeigen und die eigenen Leistungen sichtbar zu machen - mit Vorschlägen, in Sitzungen, durch die Übernahme auch unbeliebter Projekte. "Wer aufsteigen will, sollte aber die richtige Mischung aus Eigen-Marketing und Teamorientierung mitbringen", sagt Oracle-Personaldirektorin Mihalic.

Auch wenn eine Beförderung gerade nicht möglich ist, sollte man weiter daran arbeiten - etwa mit Fortbildungen und der Suche nach internen Förderern. Wer zudem freiwillig mal eine Projektleitung übernimmt, macht sich schon fit für einen späteren Führungsjob. Kleiner Trost: Es gibt auch einen Aufstieg auf den zweiten Blick. "Karriere entwickelt sich nicht immer nur nach oben, sondern auch mal quer", meint HP-Personaler Geiger. "Was manchmal wie ein Rückschritt aussieht, kann der Anlauf zum Aufstieg sein."

• Wer darauf wartet, entdeckt zu werden, kann lange warten. Gute Leistungen, von denen keiner erfährt, nützen zwar der Firma, aber nicht Ihrer Karriere. "Trommeln in eigener Sache gehört zum beruflichen Aufstieg", weiß Leaderspoint-Berater Knobbe. Mit peinlichem Eigenlob hat das nichts zu tun. "Leistung überzeugt - aber man muss dafür sorgen, dass der jeweilige Wunschempfänger davon auch Wind bekommt", so Knobbe.

Nicht akzeptabel ist der Satz: "Entweder ich werde befördert, oder ich gehe." Ehrgeiz ist wichtig, aber Erpressung ist keine gute Idee. Niemand will mit jemandem zusammenarbeiten, der nur sein eigenes Wohl im Blick hat.

3. Besser abschalten

• Erwartungshaltung runterschrauben - und zwar die an sich selber. Entziehen Sie sich dem heimlichen Wettbewerb um die beste Work-Life-Balance im Kollegenkreis. Sonst setzen Sie sich zusätzlich unter Druck. "Erfolgreich ist man nicht, wenn man rund um die Uhr arbeitet", sagt SAP-Personaler Jörg Staff. "Erfolgreich ist man dann, wenn man auf ein Ziel hinarbeitet, Erfolge verbucht und diese sichtbar macht." Und nie vergessen: "Der Aufstiegswille ist unfraglich mit Investitionen aus dem Zeitbudget verbunden", sagt HP-Mann Geiger. Karriere und Work-Life-Balance ließen sich aber trotzdem vereinbaren. "Allerdings muss man selber dafür sorgen, dass es individuell passt", so Geiger. "Je genauer Karriereplan und -ziele sind, desto besser gelingt einem auch das Abschalten nach Feierabend."

• Machen Sie für den Dienstschluss Termine mit sich selbst - und tragen Sie die in Ihren Kalender ein. So bekommt Ihr Feierabend ganz offiziell Zeit eingeräumt. Und zwar ohne schlechtes Gewissen.

• Geben Sie sich Zeit zum Abschalten. "Manager sind wie Taucher, die nach Feierabend aus ihrer Arbeitswelt auftauchen", sagt Markus Brand, Diplompsychologe und Inhaber des Instituts für Lebensmotive in Köln. "Das dürfen sie nicht zu schnell machen, sonst schädigen sie damit ihre Gesundheit." Praktisch heißt das: Nicht die ganze Autofahrt nach Hause noch beruflich telefonieren, sondern lieber zehn Minuten vor der Ankunft die Lieblings-CD einlegen. U-Bahnfahrer steigen eine Station früher aus und laufen den Rest des Weges, um den Kopf frei zu kriegen. Aufdrehen oder Runterschalten: Beides kann genau das Richtige fürs Abschalten sein: Kochen oder Klavier spielen, Kinderspiele oder Klassikkonzerte, Karate oder Karaoke... erlaubt ist, was abzuschalten hilft.

• Nicht auf die Devise "Work hard, play hard" setzen. "Damit stehen sich viele selbst im Weg", so Brand. "Da wird dann am Wochenende ein sogenannter Wellness-Tag eingelegt, der völlig durchgetaktet ist mit Anwendungen und Massagen." So etwas hilft nicht, um zur Ruhe zu kommen. Weniger ist mehr. Und der Marathon kann warten.

4. Eine Zeit im Ausland arbeiten

• Der Auslandseinsatz ist eine gute Idee. Internationale Erfahrungen werden in Management-Lebensläufen immer wichtiger - und häufiger. Von den rund 60.000 Mitarbeitern bei SAP beispielsweise sind immer um die 3000 fernab ihrer Heimat beschäftigt.

Um Ähnliches zu schaffen, beginnen Sie mit der Zielauswahl. Dazu die eigenen Wünsche mit denen der Firma abgleichen. Was reizt Sie, wo sucht die Firma Unterstützung, und wie bekommen Sie beides aufeinander abgestimmt?

• Mit dem fertigen Plan im Kopf geht es zum Vorgesetzten. "Ich war noch nie in New York" ist kein Argument! Dass Sie einen Standort spannend finden, ist Ihre Sache. Erfolgreich argumentiert wird aber immer nur mit dem Nutzen, den Sie dort der Firma bringen können. Wichtigste Vorbereitung für das Gespräch: der Blick durch die Chefbrille. Bauen Sie Ihre Argumentation so auf, dass die Vorteile für Ihren Vorgesetzten sofort sichtbar werden. "Stellen Sie sich mit guten Argumenten als Idealbesetzung für den Auslandsposten dar, und bieten Sie Lösungen für die Zeit Ihrer Abwesenheit im Team an", rät Julia Funke, Inhaberin der Expatriate-Beratung in Frankfurt am Main. Außerdem unbedingt beschreiben, was Sie nach Ihrer Rückkehr noch wertvoller für das Team macht.

Hat das Unternehmen wenig Erfahrungen mit Auslandsentsendungen, empfiehlt es sich zudem, zur Vertragsprüfung einen Rechtsanwalt einzuschalten. "Die Verträge sind so kompliziert, dass man sie als Laie nicht durchblicken kann", sagt Funke.

• Verwechseln Sie die Auslandsentsendung nicht mit einer Freikarte für die Karriere. "Eine persönliche Entwicklung ist mit dem Auslandsaufenthalt garantiert - ein Karrieresprung nicht", so Funke. Im Gegenteil. Besser darauf gefasst sein, dass alte Kollegen Sie bei Ihrer Rückkehr auf der Karriereleiter überholt haben.

• Kein reines Abenteuer erwarten. "Es kommt auf Sie viel Alltag zu, gepaart mit einem ordentlichen Kulturschock", so Funke. Der Schock trifft Sie auch wieder bei der Rückkehr. Nämlich dann, wenn sich in der Heimat mehr verändert hat, als Sie gedacht hätten - nicht nur Sie selbst.

5. Umstieg auf Teilzeit

• Am Anfang steht der Kurzcheck "Bin ich teilzeitberechtigt?" Das sind Sie, wenn Sie länger als sechs Monate in einem Betrieb mit mindestens 15 Beschäftigten arbeiten. Danach Taschenrechner raus und prüfen, ob der Lohnabschlag zu verkraften ist - inklusive der Rentenabschläge.

• Wer unsicher ist, ob er mit dem gekürzten Einkommen auskommt, legt sich ein Teilzeitgehalt auf Probe zu. Etwa ein halbes Jahr vor dem geplanten Teilzeitstart nur so viel des Gehalts verplanen, wie später zur Verfügung stehen wird. Der Rest kommt aufs Sparkonto.

• Den Vorgesetzten rechtzeitig zum Gespräch bitten. Wer ihn mindestens drei Monate vor dem gewünschten Starttag informiert, gibt ihm und der Firma genug Zeit zum Umverteilen der Arbeit. Die Chancen auf seine Zusage stehen nicht schlecht. Wenn es keine betrieblichen Gründe gibt, die dem Teilzeitwunsch entgegenstehen - wie unverhältnismäßige Kosten etwa -, muss der Chef zustimmen. "Unternehmen zeigen sich derzeit offen für Anfragen", sagt Christian Schlottfeldt, Rechtsanwalt und Inhaber der Arbeitszeitkanzlei in Berlin. Je größer die Mitarbeiterknappheit, desto besser die Teilzeitchancen. Wichtig: "Eine Rückfahrkarte von Teilzeit auf Vollzeit gibt es nicht", warnt Schlottfeldt. Wer schon bei der Reduzierung weiß, dass er später wieder aufstocken will, sollte das bereits im ersten Gespräch offenlegen. Und gleich einen befristeten Teilzeitvertrag schließen.

• Tappen Sie nicht in die Überstundenfalle. 80 Prozent sind 80 Prozent, Punkt. Für mehr Arbeit werden Sie nicht bezahlt. Überengagement zahlt sich nicht aus, weder für die Seele noch auf dem Konto. Und nicht vergessen: Ihr freier Tag ist frei. Das sollten auch Ihr Chef und Ihre Kollegen respektieren. Störende Anrufe am freien Tag sind genauso wenig zu akzeptieren wie am Wochenende.

6. Job wechseln

• Ist die Entscheidung für einen Jobwechsel gefallen, lautet die Devise: "Dichthalten, Konfrontationen vermeiden und Kräfte schonen", rät Jürgen Hesse, Diplompsychologe und Mit-Geschäftsführer des Büros für Berufsstrategie in Berlin. Chef und Kollegen dürfen erst von Ihren Plänen erfahren, wenn alles in trockenen Tüchern ist.

• Im Kündigungsgespräch hilft es, Theater zu spielen. Anstatt sich die Erleichterung anmerken zu lassen, sollten Sie die Kündigung mit Dankesworten und Komplimenten an den Vorgesetzten spicken. "Oberstes Ziel sollte es sein, dessen narzisstische Kränkung zu vermeiden", so Hesse. "Das liegt in Ihrem Eigeninteresse, schließlich sind Sie noch nicht aus der Schusslinie." Fragen Sie den Chef außerdem, wer von Ihnen das Team über Ihre Kündigung informiert.

• Mit einer Massen-Mail zum Abschied beweist man wenig Stil. Viel besser bleibt in Erinnerung, wer persönlich Auf Wiedersehen sagt. Falls Sie sich aber doch per Mail von Kollegen an anderen Standorten verabschieden müssen: Bloß nichts über Ihre neue Arbeitsstelle ausplaudern. Wen es wirklich interessiert, der kann es später immer noch erfahren.

7. Sprung in die Selbständigkeit

• Die Gretchenfrage lautet: Steckt in mir ein Unternehmer? Allein auf seinem Fachgebiet ein Profi zu sein, reicht dafür nicht aus. "Das unternehmerische Verständnis macht mindestens 50 Prozent des Firmenerfolgs aus", sagt Marco Zill, Existenzgründungsberater aus Köln. Zur Beruhigung: "Ein Gründer-Gen gibt es nicht", so Zill schmunzelnd. "Aber wer andere für seine Ideen begeistern kann, bringt schon eine wichtige Fähigkeit mit." Weitere Anforderungen: Lernbereitschaft, langer Atem, keine Angst vor Risiko. Und natürlich: Rückschläge einstecken zu können.

• Ein Existenzgründungsseminar vermittelt einen Überblick über alle Facetten der Firmengründung - von A wie Akquise bis Z wie Zahlungsmodalitäten. Danach gilt es, einen eigenen Business-Plan zu erstellen - ernsthaft, akribisch und realistisch. Zill: "Viele Gründer tun den als notwendiges Übel ab, um an Kredite zu kommen." Ein Fehler. Wer clever ist, nutzt den Business-Plan als praktisches Handbuch, um die eigene Firma Schritt für Schritt aufzubauen.

Außerdem wichtig: die Finanzierung sichern. Ein Kredit ist oft zu empfehlen - und leichter zu erhalten, als viele Gründer denken. "Banken investieren gern in eine gute Idee. Aber sie haben große Hemmungen, später mit Hilfe eines Kredits Probleme lösen zu wollen", sagt Zill. Also lieber schon vor der Firmengründung die Finanzierung angehen - zumal die derzeit niedrigen Zinsen diesen Schritt noch erleichtern. Wer erst später merkt, dass er mit seinem eigenen Geld nicht auskommt, steht sonst schnell als Bittsteller da.

• Vorsicht vor dem Rat von Freunden! Sie sind oft lausige Ratgeber. "Als Angestellte überschätzen sie häufig die Risiken und unterschätzen die Chancen", weiß Zill. "Sind sie selber Unternehmer, besteht die Gefahr, dass sie die Idee womöglich klauen." Sich nur auf seine eigene Spürnase zu verlassen, ist allerdings auch nicht ratsam. Mit einem neutralen Sparrings-Partner lassen sich Chancen und Risiken des Vorhabens besser einschätzen. Zudem stellt ein Berater ein gutes Mittel gegen eine weit verbreitete Gründerkrankheit dar: die Betriebsblindheit. (hk)