August
Im Rahmen der von Lulzsec gestarteten Operation Antisec werden rund 10 GB interne Daten von mehr als 70 US-Strafverfolgungsbehörden der US-Polizei veröffentlicht. Die Aktion erfolgt aus Solidarität mit dem festgenommen Lulzsec-Mitglied Topiary und den Festnahmen im Zusammenhang mit einem DDoSAngriff auf Paypal.
NullCrew, eine Unterstützergruppe für Julian Assange, hackt den E-Mail-Dienst der britischen Universität Cambridge. Mit dieser Fortsetzung der Anonymous-Angriffe auf britische Regierungsseiten fordern sie Freiheit für den Wikileaks-Gründer.
September
Unbekannte greifen über ein unverschlüsseltes Backup auf die Datenbank der Handelsplattform Bitfloor zu und erbeuten 24.000 Bitcoins im Wert von insgesamt rund 250.000 Dollar. Die Website wird vorübergehend vom Netz genommen und der Dienst eingestellt.
Hacker klauen zwölf Millionen Apple-Unique-Identifier. Ein Auszug mit genau 1.000.001 UDIDs wird als Beweis bei Pastebin veröffentlicht. Neben den Gerätekennungen der iPhones und iPads soll die vollständige Datei auch die Namen, Adressen, Postleitzahlen und Mobilnummern der Besitzer enthalten, auf Pastebin werden diese Informationen allerdings entfernt. Wahrscheinlich operieren die Hacker unter der Flagge der Operation AntiSec, die mit Hacktivisten-Gruppen wie Anonymous und LulzSec in Verbindung steht.
Oktober
Auf mehreren Servern des Onlinespiels World of Warcraft kommt es im Oktober zu einem Massensterben von Spieler- und Nichtspieler-Charakteren. Die Hacker nutzen einen Exploit aus, um in den Städten Stormwind und Orgrimmar die virtuelle Bevölkerung zu eliminieren.
Eine Gruppe namens The Three Musketeers veröffentlicht sogenannte LV0-Codes, mit denen sich der Level-0-Security-Layer der Sony-Spielkonsole entschlüsseln lässt. Sony hat damit kaum mehr die Möglichkeit, das Aufspielen angepasster Firmware von Dritten zu verhindern, welche ihrerseits das Abspielen von raubkopierten Spielen ermöglicht.
November
Einem Hacker namens Darwinaire gelingt es, in das System von Amazon einzudringen. Er erbeutet Daten, teilweise im Klartext gespeicherte Passwörter, von 635 Amazon-Kunden und veröffentlicht diese bei Pastebin.
Hacker greifen auf zwei Server des Betriebssystem-Projekts FreeBSD zu. Die betroffenen Server werden umgehend offline genommen. Untersuchungen ergeben zudem, dass der erste unberechtigte Zugriff wohl bereits am 19. September erfolgt war. Für den Einbruch wird keine Sicherheitslücke in FreeBSD ausgenutzt, sondern der SSH-Schlüssel eines Entwicklers entwendet, der regulär Zugriff hat.
Unbekannte dringen in die Steam-Plattform von Valve Software ein und haben Zugriff auf Namen, Salt-Hashes von Passwörtern, Kaufbestätigungen von Spielen, Rechnungsadressen sowie verschlüsselte Kreditkarteninformationen. Einige der Foren-Accounts werden kompromittiert.
Unbekannte Angreifer verschaffen sich Zugang zu streng vertraulichen Geheimdaten der französischen Staatsführung. Von dem Cyber-Angriff im Mai seien die Rechner von mehreren Spitzenberatern des damaligen Präsidenten Nicolas Sarkozy betroffen, berichtet das französische Nachrichtenmagazin "L`Express" im November.
Die Mitglieder von Origin bekommen eine E-Mail, die sie über eine Änderung ihres Nutzernamens und Passworts informiert. Dann können sie nicht mehr auf ihren Account zugreifen, berichten zahlreiche Mitglieder in Foren, auch dem offiziellen Forum von Origin. Betreiber Electronic Arts sagt auf Anfrage von Eurogamer.net allerdings, dass es "derzeit keinen Grund gibt, anzunehmen, dass es unbefugten Zugriff auf die Datenbanken von Origin gegeben" hat.
Über eine nachträglich eingefügte Hintertür in der Web-Server-Analyse-Software Piwik können Angreifer die volle Kontrolle über das System erlangen.
Wie der Finanznachrichtendienst Bloomberg bekannt macht, wurde Coca-Cola bereits 2009 Opfer einer gut organisierten Cyber-Attacke, bei der Angreifer mindestens einen Monat lang Daten aus dem Firmennetz entwendeten. Der weltgrößte Softdrink-Hersteller verschwieg den Vorfall. Bloomberg zitiert aus einem internen Bericht, der den Fall aufarbeitet. Danach stahl die Gruppe Daten über einen Milliarden-Deal, der nur wenige Tage später platzte.
Dezember
Hacker spähen die Bankdaten von mehr als 30.000 deutschen, spanischen, italienischen und niederländischen Online-Banking-Kunden aus und erbeuten so über 36 Millionen Euro. Ein speziell auf das Online-Banking ausgelegter Trojaner ist der erste seiner Art, der durch die Installation auf PCs und Smartphones Verifizierungscodes abfangen kann, die der Bankkunde von seiner Bank an das Handy zugesendet bekommt. Mit den abgefangenen Daten wird in Echtzeit eine zweite Überweisungssitzung aufgebaut, in der das Geld vom Konto des Kunden abgehoben wird. Mit dieser Methode wurden jeweils Beträge in Höhe von 500 bis 250.000 Euro ergaunert. Die Authentifizierung erfolgt bei vielen Banken in zwei Schritten, in denen Kunden per SMS ein weiterer Code neben der normalen PIN für die Überweisung zugeschickt wird.
UDP-Flooding und DDoS-Attacken sorgen für den Zusammenbruch der Websites von pizza.de und lieferando.de. Nachdem die Uplink-Provider des Portals die Angriffe ausgefiltert haben, beginnt wenig später eine zweite Angriffswelle auf die Name-Server des Unternehmens. Es folgte eine Razzia beim Konkurrenten lieferheld.de, die jedoch ohne Ergebnis bleibt. Eine gemeinsame Belohnung über 100.000 Euro wird ausgesetzt.
Die Website der Wochenzeitung "Dispatch International" wird wahrscheinlich mittels DDoS oder Cross Site Scripting massiv angegriffen. Aufgrund des Angriffs erscheint die Zeitung verspätet.
Der in Salzburg ansässige Rechenzentrumsbetreiber Conova Communications wird Opfer eines Angriffs. Zugangsdaten werden entwendet und Kundenkonten kompromittiert. Der Betreiber fordert seine Kunden auf, ihre Passwörter zu ändern.
Die Internet-Infrastruktur des Stromnetzbetreibers 50Hertz wird von Unbekannten angegriffen. Aus einem Botnetz heraus werden Websites und Mail-Infrastruktur des Hochspannungsstromnetz-Betreibers per DDoS-Attacke unter Beschuss genommen. Alle extern erreichbaren Services fallen vorübergehend aus. (sh)
Soweit die größten Hacks des Jahres 2012. Bereits in den vorvergangenen Jahren hat es eine Menge Aktionen von Hacktivisten gegeben, die wir Ihnen noch einmal kurz ins Gedächtnis rufen möchten:
- Die Aktionen der Hacktivisten
Die in losen Gruppen organisierten Hacker haben in den vergangenen Jahren einige spektakuläre Aktionen gestartet. Hier sehen Sie eine Zusammenfassung. - September 2008: Fox News
Einige Monate später gab es die nächste öffentlichkeitswirksame Attacke von Anonymous. Das Ziel dieses Mal: Bill O'Reilly, der wichtigste Moderator des konservativen Fernsehsenders Fox News, und seine Anhänger. Mitglieder der Hacker-Gruppe knackten die Web-Seite des Moderators, sammelten E-Mail-Adresse samt Passwörter und Anschriften von 205 O'Reilly-Unterstützer ein und übergaben die Informationen Wikileaks. Am Tag darauf folgten zwei DDoS-Angriffe auf Billoreilly.com. Das Bild zeigt angeblich die Einladung zum Hacken von Fox News, die auf dem Imageboard 4Chan innerhalb der Anonymous-Gruppe zirkulierte. - Oktober 2010: KISS- Bassist Gene Simmons
Anonymous legte GeneSimmons.com mit einer DDoS-Attacke im Rahmen der "Operation Payback" lahm. Die Kampagne richtete sich gegen einzelne Personen und Institutionen, die im Verdacht standen, die Privatsphäre im Internet zu gefährden. Die Hacker hatten insbesondere den Verband der Musikindustrie in den USA im Visier (Recording Industry Association of America; RIAA), weil er massiv gegen die Tauschbösen im Internet vorging. KISS-Bassist Gene Simmons geriet in den Fokus der Hacker-Gruppe, weil er gegen die "pickeligen College-Kids" gewettert hatte, die illegal Musik aus dem Internet laden. - Dezember 2010: Diverse Finanzdienstleister
Ende 2010 solidarisierte sich Anonymous mit der Whisteblower-Plattform Wikileaks und ihrem Gründer und Aushängeschild Julian Assange. Die DDos-Attacken richteten sich gegen PayPal und andere Finanzinstituten, die die Annahme von Spenden für Wikileaks verweigerten. Vorausgegangen war die Veröffentlichung der Berichte von US-Diplomaten auf der Plattform. Auf dem Poster, das für die "Operation Avenge Assange" warb und das im Internet zirkulierte, schrieb die Gruppe, dass Assange die gleichen Prinzipien wie das Hacker-Kollektiv "vergöttere". - Dezember 2010: Santa Cruz County
Im Dezember 2010 machte eine weitere Organisation mit einer spektakulären Attacke auf sich aufmerksam: Die "Peoples Liberation Front" streckte die Web-Seite der Stadtverwaltung von Santa Cruz County nieder. Einer Pressemitteilung des US-Justizministeriums zufolge reagierten die Hacker auf Festnahmen von Demonstranten. Sie hatten vor dem örtlichen Gericht protestiert und hatten damit gegen die Camping-Richtlinien innerhalb der Stadtgrenzen verstoßen. Im September 2011 klagten die Behörden Joshua John Covelli (Bild) für seine führende Rolle bei der DDoS-Attacke gegen die Santa-Cruz-Web-Seite an. Er war zuvor schon im Zusammenhang mit dem Angriff auf PayPal aufgefallen. - Februar 2011: HBGary Federal und Aaron Barr
Als Anonymous Wind davon bekam, dass Aaron Barr, damaliger CEO der Sicherheitsfirma HBGary Federal, die Identität der wichtigsten Hacker veröffentlichen wolle, trat die Hacker-Gruppe die Flucht nach vorn an: Sie knackte HBGary Federals Web-Site und verschaffte sich über nur schwach gesicherte Systeme Zugang zum E-Mail-Server. Dort fanden die Hacker unter einigen kompromittierenden Nachrichten auch einen Hinweis darauf, wie Barr den WikiLeaks- und Salon.com-Autor Glenn Greenwald angehen wollte. Die Enthüllung der E-Mails brachte die Security-Firma erheblich ins schlingern. Das Bild zeigt den HBGary-Stand auf einer RSA-Konferenz. - Mai 2011: PBS
So sah die Web-Seite der US-Senderkette PBS aus, nachdem LulzSec-Mitglieder sie sich im Mai 2011 vorgenommen hatten. Die Aktivisten waren unzufrieden mit einer Dokumentation des PBS-Spartenkanals Frontline über den Wikileaks-Informanten Bradley Manning. LulzSec verbreitete zudem über den Newsticker von PBS, dass der 1996 verstorbene Rapper Tupac Shakur in Neuseeland lebe. Zudem postete die Gruppe Login-Daten und Adressen einiger Besucher der PBS-Site. - Juni 2011: InfraGard Atlanta
Kurz danach manipulierte LulzSec die Web-Site von InfraGard in Atlanta. Die Organisation bekämpft gemeinsam mit dem FBI die Cyberkriminalität. Nach dem Besuch der Hacker-Gruppe zeigte die Web-Seite ein YouTube-Video. Die Hacker entwendeten zudem persönliche Daten von 180 InfraGard-Anwendern und veröffentlichte sie auf The Pirate Bay zusammen mit Auszügen aus geheimen E-Mails, die mit dem FBI ausgetauscht wurden. Auslöser der Attacke waren angeblich Äußerungen von Barack Obama zu den Aktivitäten von Hackern. - Mai bis Juni 2011: Sony Pictures
Wenige Wochen später wurde Sony erneut zum Angriffsziel der Hacker. Dieses Mal attackierte LulzSec Sony Pictures und brach in diversen Web-Seiten und Datenbanken des Konzerns ein. Die Gruppe behauptete, sie habe mehr als eine Millionen persönliche Daten von Sony-Kunden entwendet, darunter Passwörter und Postadressen. Sie veröffentlichte Details des Angriffs und Passwörter sowie 75.000 Musik-Codes und 3,5 Millionen Coupons. - Juni 2011: Der Senat der Vereinigten Staaten
Ebenfalls im Juni hackte die Gruppe die Web-Seite des US-Senats. Eine Sprecherin der Parlamentkammer bestätigte später den Angriff. - Juni 2011: CIA
Kurz danach nahm sich LulzSec den CIA vor. Mit einem DDoS-Angriff zwang die Gruppe die CIA-Web-Seite für mehrere Stunden in die Knie. - Juni 2011: InfraGard Connecticut
Im Juni nahm LulzSec erneut InfraGard ins Visier. Via Twitter verkündete die Gruppe, sie habe mittels einfacher SQL-Injection die Web-Seite von InfraGard Connecticut geknackt. - Juli 2011: The Sun
Eigentlich hatte sich LulzSec Ende Juni 2011 aufgelöst. Doch der Abhörskandal um die britischen Boulevard-Zeitung "News of the World" und den News-Corp.-Konzern des Medienmoguls Rupert Murdoch rief die Gruppe noch einmal auf den Plan: Sie manipulierte die Web-Seite der britischen Zeitung "The Sun", die ebenfalls zum Murdoch-Imperium zählt. Dort platzierte sie eine Meldung über den Tod von Murdoch. Der eingefügte Link führte zu einem Twitter-Account von LulzSec. - Juli 2011: ManTech International
Nach dem Ende von LulzSec sorgte Anonymous wieder für Aufmerksamkeit. Die Hacker brachen in das Netz der Rüstungsfirma ManTech International ein und drohten damit, Dokumente zu veröffentlichen, die man vom internen Server geladen hatte. - August 2011: Öffentlicher Nahverkehr in San Franzisko
Mitte August 2011 hackte Anonymous die Online-Präsenz des öffentlichen Nahverkehrs in San Francisco, "Bay Area Rapid Transit" (Bart). Die Gruppe veröffentlichte User-Namen, Adressen und Telefonnummern von über 2000 Pendlern und brachte die Web-Seite MyBart.org zum Erliegen. Anonymous reagierte damit auf das Abschalten des Mobilfunknetzes für alle Bart-Passagiere. Damit hatten die Verkehrbetriebe verhindern wollen, dass sich Demonstranten über Handy absprechen und zu Aktionen verabreden. Anlass der damaligen Kundgebung in San Franzisko war der Tod eines US-Bürger, der von den Sicherheitskräften der Verkehrsbetriebe erschossen wurde. - Oktober 2011: Web-Seiten mit Kinderpornographie
Im Rahmen der Operation Darknet löschte Anonymous Links zu Kinder-Pornografie-Seiten auf einer Web-Präsenz namens Darknet. Die Hacktivisten warnten die Hosting-Firma Freedom Hosting und forderte sie auf, sämtliche illegale Inhalte zu löschen. Als der Betreiber sich weigerte verschafften sich die Hacker Zugang zu den Servern, sperrten sämtliche Zugänge zu gehosteten Web-Seiten und veröffentlichen Login-Details von 1600 Anwendern. Freedom Hosting stellte die Kinder-Pornografie-Seiten wieder her, nur um erneut von Anonymous attackiert zu werden. - November 2011: Die Finanzindustrie
Ein einzelner Hacktivist, der sich mit Anonymous und AntiSec solidarisch erklärte, knackte die Web-Seite der konservativen Gemeinschaft "Florida Family Association". Die hatte zuvor zum Boykott der Handelskette Lower aufgerufen, die während der Fernsehserien "All-American Muslim" einen Werbclip geschaltet hatte. Die Sendung zeigt den Alltag muslimischer US-Bürger und wird von den konservativen Bürgern verunglimpft und bekämpft. Die Handelskette gab dem Druck nach und zog die Werbung tatsächlich zurück. Der Hacker veröffentlichte Namen, E-Mail- und IP-Adressen von Mitgliedern der Gemeinschaft und drohte, das gleiche auch mit Kreditkartendaten zu tun. - Dezember 2011: Florida Family Association
Ein einzelner Hacktivist, der sich mit Anonymous und AntiSec solidarisch erklärte, knackte die Web-Seite der konservativen Gemeinschaft "Florida Family Association". Die hatte zuvor zum Boykott der Handelskette Lower aufgerufen, die während der Fernsehserien "All-American Muslim" einen Werbclip geschaltet hatte. Die Sendung zeigt den Alltag muslimischer US-Bürger und wird von den konservativen Bürgern verunglimpft und bekämpft. Die Handelskette gab dem Druck nach und zog die Werbung tatsächlich zurück. Der Hacker veröffentlichte Namen, E-Mail- und IP-Adressen von Mitgliedern der Gemeinschaft und drohte, das gleiche auch mit Kreditkartendaten zu tun. - Dezember 2011: Stratfor
Weihnachten 2011 drang die Hackergruppe in die Systeme von Stratfor ein, einer US-Firma für internationale Sicherheitsanalysen, und kopierte offenbar tausende Kreditkartennummern. Den Datenklau verkauften die Hacker als Wohltätigkeitsaktion zur Weihnachtszeit.