Die spektakulärsten Angriffe

2012 - ein Jahr des Grauens

09.03.2013
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 

August

Im Rahmen der von Lulzsec gestarteten Operation Antisec werden rund 10 GB interne Daten von mehr als 70 US-Strafverfolgungsbehörden der US-Polizei veröffentlicht. Die Aktion erfolgt aus Solidarität mit dem festgenommen Lulzsec-Mitglied Topiary und den Festnahmen im Zusammenhang mit einem DDoSAngriff auf Paypal.

NullCrew, eine Unterstützergruppe für Julian Assange, hackt den E-Mail-Dienst der britischen Universität Cambridge. Mit dieser Fortsetzung der Anonymous-Angriffe auf britische Regierungsseiten fordern sie Freiheit für den Wikileaks-Gründer.

September

Unbekannte greifen über ein unverschlüsseltes Backup auf die Datenbank der Handelsplattform Bitfloor zu und erbeuten 24.000 Bitcoins im Wert von insgesamt rund 250.000 Dollar. Die Website wird vorübergehend vom Netz genommen und der Dienst eingestellt.

Hacker klauen zwölf Millionen Apple-Unique-Identifier. Ein Auszug mit genau 1.000.001 UDIDs wird als Beweis bei Pastebin veröffentlicht. Neben den Gerätekennungen der iPhones und iPads soll die vollständige Datei auch die Namen, Adressen, Postleitzahlen und Mobilnummern der Besitzer enthalten, auf Pastebin werden diese Informationen allerdings entfernt. Wahrscheinlich operieren die Hacker unter der Flagge der Operation AntiSec, die mit Hacktivisten-Gruppen wie Anonymous und LulzSec in Verbindung steht.

Oktober

Auf mehreren Servern des Onlinespiels World of Warcraft kommt es im Oktober zu einem Massensterben von Spieler- und Nichtspieler-Charakteren. Die Hacker nutzen einen Exploit aus, um in den Städten Stormwind und Orgrimmar die virtuelle Bevölkerung zu eliminieren.

Eine Gruppe namens The Three Musketeers veröffentlicht sogenannte LV0-Codes, mit denen sich der Level-0-Security-Layer der Sony-Spielkonsole entschlüsseln lässt. Sony hat damit kaum mehr die Möglichkeit, das Aufspielen angepasster Firmware von Dritten zu verhindern, welche ihrerseits das Abspielen von raubkopierten Spielen ermöglicht.

November

Einem Hacker namens Darwinaire gelingt es, in das System von Amazon einzudringen. Er erbeutet Daten, teilweise im Klartext gespeicherte Passwörter, von 635 Amazon-Kunden und veröffentlicht diese bei Pastebin.

Hacker greifen auf zwei Server des Betriebssystem-Projekts FreeBSD zu. Die betroffenen Server werden umgehend offline genommen. Untersuchungen ergeben zudem, dass der erste unberechtigte Zugriff wohl bereits am 19. September erfolgt war. Für den Einbruch wird keine Sicherheitslücke in FreeBSD ausgenutzt, sondern der SSH-Schlüssel eines Entwicklers entwendet, der regulär Zugriff hat.

Unbekannte dringen in die Steam-Plattform von Valve Software ein und haben Zugriff auf Namen, Salt-Hashes von Passwörtern, Kaufbestätigungen von Spielen, Rechnungsadressen sowie verschlüsselte Kreditkarteninformationen. Einige der Foren-Accounts werden kompromittiert.

Unbekannte Angreifer verschaffen sich Zugang zu streng vertraulichen Geheimdaten der französischen Staatsführung. Von dem Cyber-Angriff im Mai seien die Rechner von mehreren Spitzenberatern des damaligen Präsidenten Nicolas Sarkozy betroffen, berichtet das französische Nachrichtenmagazin "L`Express" im November.

Die Mitglieder von Origin bekommen eine E-Mail, die sie über eine Änderung ihres Nutzernamens und Passworts informiert. Dann können sie nicht mehr auf ihren Account zugreifen, berichten zahlreiche Mitglieder in Foren, auch dem offiziellen Forum von Origin. Betreiber Electronic Arts sagt auf Anfrage von Eurogamer.net allerdings, dass es "derzeit keinen Grund gibt, anzunehmen, dass es unbefugten Zugriff auf die Datenbanken von Origin gegeben" hat.

Über eine nachträglich eingefügte Hintertür in der Web-Server-Analyse-Software Piwik können Angreifer die volle Kontrolle über das System erlangen.

Wie der Finanznachrichtendienst Bloomberg bekannt macht, wurde Coca-Cola bereits 2009 Opfer einer gut organisierten Cyber-Attacke, bei der Angreifer mindestens einen Monat lang Daten aus dem Firmennetz entwendeten. Der weltgrößte Softdrink-Hersteller verschwieg den Vorfall. Bloomberg zitiert aus einem internen Bericht, der den Fall aufarbeitet. Danach stahl die Gruppe Daten über einen Milliarden-Deal, der nur wenige Tage später platzte.

Dezember

Hacker spähen die Bankdaten von mehr als 30.000 deutschen, spanischen, italienischen und niederländischen Online-Banking-Kunden aus und erbeuten so über 36 Millionen Euro. Ein speziell auf das Online-Banking ausgelegter Trojaner ist der erste seiner Art, der durch die Installation auf PCs und Smartphones Verifizierungscodes abfangen kann, die der Bankkunde von seiner Bank an das Handy zugesendet bekommt. Mit den abgefangenen Daten wird in Echtzeit eine zweite Überweisungssitzung aufgebaut, in der das Geld vom Konto des Kunden abgehoben wird. Mit dieser Methode wurden jeweils Beträge in Höhe von 500 bis 250.000 Euro ergaunert. Die Authentifizierung erfolgt bei vielen Banken in zwei Schritten, in denen Kunden per SMS ein weiterer Code neben der normalen PIN für die Überweisung zugeschickt wird.

UDP-Flooding und DDoS-Attacken sorgen für den Zusammenbruch der Websites von pizza.de und lieferando.de. Nachdem die Uplink-Provider des Portals die Angriffe ausgefiltert haben, beginnt wenig später eine zweite Angriffswelle auf die Name-Server des Unternehmens. Es folgte eine Razzia beim Konkurrenten lieferheld.de, die jedoch ohne Ergebnis bleibt. Eine gemeinsame Belohnung über 100.000 Euro wird ausgesetzt.

Die Website der Wochenzeitung "Dispatch International" wird wahrscheinlich mittels DDoS oder Cross Site Scripting massiv angegriffen. Aufgrund des Angriffs erscheint die Zeitung verspätet.

Der in Salzburg ansässige Rechenzentrumsbetreiber Conova Communications wird Opfer eines Angriffs. Zugangsdaten werden entwendet und Kundenkonten kompromittiert. Der Betreiber fordert seine Kunden auf, ihre Passwörter zu ändern.

Die Internet-Infrastruktur des Stromnetzbetreibers 50Hertz wird von Unbekannten angegriffen. Aus einem Botnetz heraus werden Websites und Mail-Infrastruktur des Hochspannungsstromnetz-Betreibers per DDoS-Attacke unter Beschuss genommen. Alle extern erreichbaren Services fallen vorübergehend aus. (sh)

Soweit die größten Hacks des Jahres 2012. Bereits in den vorvergangenen Jahren hat es eine Menge Aktionen von Hacktivisten gegeben, die wir Ihnen noch einmal kurz ins Gedächtnis rufen möchten: