Die spektakulärsten Angriffe

2012 - ein Jahr des Grauens

09.03.2013
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 

April

Die Gruppe Anonymous China startet einen Großangriff auf mehr als 500 chinesische Websites mit dem Ziel, der chinesischen Regierung den Kampf anzusagen und sie zu stürzen. Auf zahlreichen Seiten finden sich Nachrichten der Hacker-Gruppierung, die an Bürger und Regierung gerichtet sind.

Die Website der britischen Regierung wird gehackt. Im Kurzmitteilungsdienst Twitter warnen Hacker der Gruppe Anonymous, dass die Seite von nun an jeden Samstag lahmgelegt werden könnte. Mit der Aktion habe man gegen ein Abkommen zum Austausch mutmaßlicher Straftäter zwischen den USA und dem Vereinigten Königreich demonstrieren wollen, hieß es. Als Grund wurden auch "drakonische Vorschläge zur Überwachung" genannt.

Ferner hackt die Aktivistengruppe Anonymous die Website der Formel 1, f1-racers.net, und ersetzt den Inhalt durch ein Video. Die Webseite ist über das Rennwochenende des Grand Prix in Bahrain nicht erreichbar.

Mai

Die Europäische Raumfahrtagentur ESA teilt mit, dass eine HackerGruppe namens The Unknowns erfolgreich per SQL-Injection in einen externen Server eingebrochen ist und dort Nutzeridentitäten gestohlen hat. Ein direkter Schaden entsteht nicht, da die zugehörigen Passwörter auf einem anderen Server gesichert sind.

Angreifer erbeuten rund 55.000 Zugangsdaten zu Twitter-Accounts und veröffentlichen diese in fünf Paketen auf Pastebin.

Als Reaktion auf die Blockierung des Torrent-Portals The Pirate Bay setzt Anonymous die offizielle Website von Virgin Media mittels eines DDoS-Angriffs außer Betrieb.

Bei einem Angriff auf die Bitcoin-Börse Bitcoinica gelingt es dem Hacker, 18.547 digitale Münzen zu entwenden - das entspricht einem Gegenwert von rund 70.000 Euro. Laut Bitcoinica werden bei dem Vorfall keine Bitcoins von Nutzern gestohlen; der Eindringling bedient sich ausschließlich am Vermögen des Betreibers.

Juni

Angreifer der Hacker-Gruppierung UGNazi dringen in das System von Cloudflare ein und leiten Zugriffe auf das Imageboard 4Chan an ihren eigenen Twitter-Account um. Laut Cloudflare erfolgt der Einbruch über eine Sicherheitslücke bei Google.

Über 6,5 Millionen verschlüsselte LinkedIn-Passwörter werden geklaut und auf eine russische Hacker-Seite geladen. Mindestens 30.000 werden entschlüsselt. LinkedIn will daraufhin Passwörter mit Salt ausrollen. Der Streitwert der Sammelklage beläuft sich auf über fünf Millionen Dollar. Nach LinkedIn wird auch Last.FM zum Hacking-Opfer. Vermutlich dringen die Diebe durch ein Leck im Passwortschutz ein. Den Last.FM-Nutzern wird dringend empfohlen, ihre Passwörter zu ändern.

Online-Aktivisten von Anonymous legen die offizielle Website des G20-Gipfels im mexikanischen Los Cabos lahm - wahrscheinlich via DDoS-Angriff. Via Twitter nennen sie die Gruppe der 20 wichtigsten Volkswirtschaften der Erde als in großem Maße verantwortlich für die Armut auf der Welt.

Hacker plündern Konten bei über 60 Banken

Ferner wird bekannt, dass ein Hacker-Ring seit Anfang des Jahres Konten bei mehr als 60 internationalen Bankinstituten plündert. Die Opfer werden auf präparierte Websites gelockt, über welche sich auf deren Computern modifizierte Online-Banking-Trojaner verbreiten. Die Trojaner modifizieren die Optik der Online-Banking-Portale, wodurch die falschen Überweisungen ausgeblendet werden. Auch Zwei-Faktor-Authentifizierung wurde umgangen, indem bereits beim Login wegen angeblichen Umbaus der Website eine Authentifizierung stattfindet. Überwiesen werden dann im Hintergrund zehn Prozent des Kontos mit dem höchsten Guthaben. Der entstandene Schaden beläuft sich auf einen Betrag zwischen 60 Millionen und zwei Milliarden Euro.

Juli

Anonymous dringt in den Web-Server des Mineralölkonzerns Exxon Mobil ein und stiehlt Zugangsdaten zu 316 E-Mail-Konten aus einer Firmendatenbank.

Hacker greifen die GMX-Accounts von über 300.000 Kunden an. Später korrigiert GMX die Zahl auf 3000 Konten, die von den Angreifern nachweislich missbraucht worden seien. GMX geht davon aus, dass die Angreifer eine Liste nutzen, die Zugangsdaten inklusive Passwörtern enthält. Ebenfalls denkbar ist eine Distributed-Brute-Force-Attacke.

Über 400.000 Passwörter der Frage- und Antwort-Plattform Formspring geraten in falsche Hände und werden teils entschlüsselt im Internet veröffentlicht. Der Vorfall erinnert an vergangene Passworts-Lecks bei prominenten Sites wie LinkedIn oder Last.fm. Formspring schließt die Lücke und verspricht, jetzt Passwörter mit Salt auszurollen und bcrypt umzustellen.

Bei einem Angriff in Form einer SQL-Injection auf die Nutzerdatendank von Yahoo Voices werden die Daten von über 450.000 Kunden entwendet. Die Hacker, die dem Hacker-Kollektiv D33Ds Company angehören, stellen den Datensatz anschließend als rund 17 MB große Textdatei online. Neben E-Mail-Adressen enthält sie unverschlüsselte Passwörter.

Durch Cross-Site-Scripting wird die Website des Security-Software-Resellers Webroot erfolgreich attackiert.

Anonymous Australia entwendet dem führenden australischen Internet-Provider AAPT 40 GB Kundendaten und veröffentlicht sie teilweise. Darunter befinden sich Daten der australischen Bundespolizei, Behörden und Ministerien. Die Hacktivisten erklären, dabei "Überwachungstechnik der australischen Regierung" zu benutzen. Sie wollen gegen die zunehmende Zensur und Einschränkung der Meinungsfreiheit demonstrieren.