2005 wird ein turbulentes Jahr

06.12.2004
Den Anwendern stehen purzelnde Hardwarepreise, unerwartete Fusionen und viel Druck auf die IT-Abteilungen bevor.

Unter der Oberfläche eines fast schon langweilig bescheidenen Marktwachstums von sechs Prozent wird 2005 ein Jahr enormer Turbulenzen im IT-Markt werden", prophezeit Frank Gens, oberster Marktforscher der IDC. In vielen Sektoren müssten Unternehmen weiter konsolidieren und sich zudem neu ausrichten. Gens erwartet in seiner Prognose für das IT-Jahr 2005 nach der "Wiederauferstehung des Technologiesektors" in diesem Jahr nun eine Rückkehr zu Wachstum bei den Hightech-Investitionen.

Im Einzelnen gehen die Analysten davon aus, dass Anwender maßvoll investieren und damit die Anbieter weiter zwingen werden, ihre Kosten zu senken. Außerdem bleibe den Herstellern nichts anderes übrig, als sich an wachstumsträchtigen Märkten zu orientieren und höherwertige Lösungen zu liefern. Die Prognose von sechs Prozent Marktwachstum basiert auf der Annahme, dass in den USA deutlich und in Westeuropa ein wenig mehr für IT ausgegeben wird. Am stärksten sollen die IT-Märkte aber in Zentral- und Osteuropa zulegen sowie in den Wachstumsregionen China und Indien. Eine geringere Dynamik in Japan und Lateinamerika kalkuliert IDC ebenfalls ein. Das größte Risiko bestehe darin, dass sich die leichte Erholung in Westeuropa nicht einstellen werde.

Die Investitionen werden laut IDC von dem Trend beeinflusst, dass Anwenderunternehmen sich auf eine dynamische IT-Umgebung mit größerer Effizienz und besserer Unterstützung der Geschäftsprozesse zubewegen. Vor diesem Hintergrund sei eine Fortsetzung des Trends zu preiswerter Standardhardware wahrscheinlich. Damit dürfte der Druck, der schon heute auf den Lieferanten lastet, unverändert groß bleiben.

IDC erwartet, dass Blade Server immer mehr akzeptiert werden, was den Preisverfall beschleunigen werde. Auch im Speichermarkt gehen die Preise weiter herunter, da die Storage-Einheiten immer größere Mengen an Daten aufnehmen. Das Halbleitersegment soll im ersten Halbjahr 2005 eine Korrektur erfahren und sich anschließend wieder leicht erholen.

In der Welt der Infrastruktursoftware werden Systemhersteller wie IBM, Hewlett-Packard, Sun und EMC laut IDC große und kleine Firmen aufkaufen, um ihr Portfolio zu vervollständigen. Auch unabhängige Hersteller von Infrastruktursoftware wie Microsoft, Computer Associates und Novell würden im kommenden Jahr ihr Angebot durch Fusionen, Übernahmen und Allianzen erweitern.

Wer gewinnt das Softwarespiel?

Die Analysten schließen einen Konflikt zwischen den beiden Anbieterlagern nicht aus: "Die interessante Frage ist: Steuern diese beiden Communities, die für ihren Erfolg aufeinander angewiesen waren, auf einen Showdown zu?" fragt IDC-Mann Gens. "Und wird Dell, dass sich aus dem Softwarespiel bislang herausgehalten hat, gezwungen sein, ebenfalls in den Ring zu steigen?"

Im 100 Milliarden Dollar schweren Markt für Anwendungssoftware zeigt sich 2005, dass der Wettbewerb nicht mehr an die Entwicklung der alle Aufgaben und Märkte abdeckenden "Killerapplikation" glaubt. Stattdessen werden sich Anbieter wie SAP, Oracle und Peoplesoft, aber auch Middleware-Hersteller wie IBM und Bea weiter um "die Killer-Anwendungsplattform" streiten. Gens lehnt sich mit seiner Prognose weit aus dem Fenster: "Microsoft wird nach seiner fehlgeschlagenen Übernahme von SAP im nächsten Jahr erneut eine verwegene Akquisition versuchen, um sich in diesem entscheidenden Kampf zu stärken."

Konsolidierung dauert an

Gleichzeitig werde die stark fragmentierte Industrie im Bereich Daten- und Informations-Management das Jahr 2005 für eine Restrukturierung nutzen. Anwender wie IBM, Oracle, Microsoft, Software AG, Open Text, EMC/Documentum, Informatica, Ascential und andere kaufen den Marktforschern zufolge gezielt zu, um Anwendern einen schnelleren Zugang und neue Sichten auf Informationen zu ermöglichen.

Im Bereich der IT- und Business-Dienstleistungen erwartet IDC, dass "Offshoring" weiter zunimmt. Die IT-Branche werde ebenso wie viele Anwenderunternehmen versuchen, durch Auslagerung ihre Kosten zu senken. Dabei ständen ganze Geschäftsprozesse zunehmend zur Disposition. Vor allem in den USA werde es zu einer großen Nachfrage nach Geschäftsprozess-Beratung kommen - mit der Folge, dass es hier im Consulting-Markt Engpässe geben werde.

Zentrales Thema: Voice over IP

Auch in der Telekommunikationsbranche schreitet laut Gens die Konzentration voran. Gleichzeitig würden die Carrier und Kabelfirmen mit so genannten Grand-Slam- Angeboten ihren Kampf um die Vorherrschaft im Consumer-Markt fortsetzen. Dabei wird die Mobiltelefonie mit Festnetz, Breitband-Internet und Kabelfernsehen kombiniert. Ein Mainstream-Thema in diesem Markt bleibt laut IDC Voice over IP: Große Unternehmen interessieren sich ebenso dafür wie kleine Firmen, für die zunehmend bedarfsgerechte Pakete geschnürt werden.

Im Markt für Unterhaltungselektronik sollen neue portable und über das Internet vernetzte Spielekonsolen aufkommen. Außerdem hält das Interesse an MP3-Playern mit Festplatte sowie an Digitalkameras an. Ferner soll sich das Breitband-Internet dank weiterer Preissenkungen rasant ausdehnen. (tc)