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20 Jahre Shareware

31.10.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Vor 20 Jahren wurde der Begriff "Shareware" geprägt. Er stammt von einem der ersten Microsoft-Mitarbeiter, Bob Wallace, der im September im Alter von 53 Jahren gestorben ist. Die ersten Programme, die ohne Einschränkung weitergegeben werden durften, entwickelten Anrew Fluegelman und der ehemalige IBM-Angestellte Jim Knopf. Sein "Easy-File" diente zum Erzeugen von Etiketten, Fluegelman programmierte eine Art Dialer, der ein Modem ansteuern und die Wählverbindung zu einem anderen Rechner herstellen konnte. Fluegelman stellte seinen Dialer kostenlos zunächst unter der Bezeichnung "Freeware" zur Verfügung. Knopf nannte sein Programm "User-Supported-Software".

Beide Bezeichnungen setzten sich in den frühen 80er-Jahren nicht durch. Als kostenlose Freeware wollten außer Fluegelman nur wenige ihre Programme anbieten und Knopfs Bezeichnung war zu lang. Die Wende kam, als Wallace die Textverarbeitung "PC-Write" herausbrachte, nachdem er Microsoft verlassen hatte. Er vermarktete sie unter dem Shareware-Konzept. Es sieht vor, dass Anwender Software für einen bestimmten Zeitraum testen dürfen. Wer die Software nach der Testphase weiterverwenden will, muss eine Lizenz kaufen. Außerdem darf Shareware in der Regel frei weitergeben werden.

Zunächst verbreiteten vor allem Hobby-Entwickler ihre Programme unter dem Konzept, allerdings mit verschiedenen Ausprägungen, die sich immer noch finden. Viele Programme stellen nach der Testphase ihre Funktion ein, andere lassen sich nur eingeschränkt verwenden, solange sie nicht lizenziert sind. Verbreitet ist außerdem Software, die nach Ablauf des Testzeitraums durch ein "Nag Screen" genanntes Fenster die anstehende Lizenzierung anmahnt. In der Regel lässt sie sich ohne Einschränkung nutzen, nachdem das Fenster weggeklickt wird. Auch verschiedene Formen der Lizenzierung waren verbreitet. Während die meisten Programmierer heute eine festgelegte Geldsumme verlangen, ist in den Lizenzbedingungen älterer Shareware oft zu lesen, Anwender mögen dem Autor der Software so viel Geld zukommen lassen, wie ihnen das Programm wert ist. Andere wollten lieber eine Postkarte geschickt bekommen und begründeten den Begriff "Postcardware". Auch völlig kostenlose

Programme wurden zunächst als Shareware bezeichnet, bis sich dafür die Bezeichnung Freeware durchgesetzt hat.

Mittlerweile bezeichnen auch viele Unternehmen ihre zeitbeschräkten Testversionen als Shareware. Vorgemacht haben es die Erfinder selbst. Wallace gründete die Firma QuickSoft, die er 1991 verkauft hat. Bis dahin registrierten 45.000 Anwender seine Textverarbeitung. Knopf verkaufte sein Easy-File 700.000 mal und stieg bei IBM aus. (lex)