2 Jahre Lieferzeit für 370148

12.11.1976

MÜNCHEN - Was Daimler-Benz recht ist, ist IBM billig: Die vor vier Monaten angekündigten "Preisbrecher" 370/138 und 370/148 (CW Nr. 28/ 29 vom 9. 7. 76: "Hardware zu weniger als halbem Preis") haben mittlerweile Lieferzeiten von rund 24 Monaten vornehmlich bei der 148 soll es "Engpässe" geben. Das läßt den Schluß zu, daß der Auftragseingang - auch wenn aus der Stuttgarter IBM-Zentrale keine Zahlen zu bekommen sind - den Produktions-Forecast erheblich übersteigt. Bei Ankündigung hatte nämlich der Marktführer - ausgehend von 600 Bestellungen für das System 370/148 im ersten Jahr - Erstauslieferungsfristen von 9 bis 12 Monaten genannt. Das Modell 148 wird bekanntlich in Mainz, die 138 in Montpellier (Frankreich) hergestellt.

Hatte IBM noch im Juli 148er-Interessenten in Aussicht stellen können, im zweiten Quartal 1977 beliefert zu werden ("Wer zuerst kommt, malt zuerst"), so hat sich das grundlegend geändert: Wie CW aus zuverlässigen Quellen erfuhr, nennen IBM-VB's seit neuestem keine festen Liefertermine mehr für die beiden jüngsten Achter-Modelle innerhalb der Serie 370.

Dr. Heller, Nino AG/Nordhorn, gegenüber CW: Wer jetzt bestellt, muß mindestens 24 Monate auf sein System warten." Intim-Kenner der Branche vermuten, daß hinter dem "Lieferzeit-Problem" eine "höhere Produktlinien-Politik" der IBM steckt: Für 145er und 155-Anwender, die ursprünglich auf eine 158 upgraden wollten, ist die 148 eine attraktive Alternative. Das kann nicht im Sinne des Erfinders sein.

Die englische EDV-Fachzeitung Computer-Weekly berichtete kürzlich IBM habe dem Buchversand Empire Stores (Bradford), der zwei 148er geordert hat, mit dem Hinweis "keine Chance vor 1978" als Alternative zwei Modelle 158 angeboten, "die sofort verfügbar seien".

Bleibt zu fragen, ob angesichts zweijähriger Lieferzeiten bei der 148 die Bestellung dieses Modells, das in Anwenderkreisen ohnehin als "Übergangslösung" (Future Systems!) gesehen wird, nicht zu viele Fragezeichen bringt. de