Software-Tools auf Jahre hinaus die höchsten Chancen im Markt

1987: Sinkflug auf normale Wachstumsraten

30.01.1987

Informationstechnik hat immer Konjunktur. Der Branche geht es gerade dann besonders gut, wenn die allgemeine Wirtschaftslage nicht zum besten steht. Diesen zwei häufig geäußerten Thesen sei eine andere entgegengesetzt: Wenn in den vergangenen Rezessionen die Informationstechnikbranche dennoch gute Geschäfte machte, war dies reiner Zufall. Der Markt für Produkte und Dienstleistungen der Informationstechnik hat nämlich seine eigenen Zyklen und Konjunkturwellen.

Zwar ist richtig, daß die Kunden, die sogenannten Anwender, viele Entscheidungen über den Informationstechnikeinsatz antizyklisch zur allgemeinen Wirtschaftslage fällen (hier unterscheidet sich übrigens bisher die Bundesrepublik oder auch Europa von den Vereinigten Staaten). Jedoch schlägt sich nur der geringere Teil dieser Entscheidungen sofort in Marktumsätzen nieder, und zwar, wenn relativ kurzfristig Nutzbares und Nutzenbringendes angeschafft wird wie beispielsweise Schreibautomaten oder Personal Computer oder kleinere Standardsoftwarepakete.

Meistens geben diese Entscheidungen jedoch den Anstoß für "Projekte". In diesen Projekten werden die Anwendungen analysiert, geplant, programmiert, die Einführung wird vorbereitet. Die typische Inkubationszeit hierfür beträgt drei Jahre (zwei Jahre sind geplant, ein Jahr kosten übliche Verzögerungen). Nach Ablauf der drei Jahre wird installiert, mehr Terminals werden in Betrieb genommen, Speicherkapazität und Computerleistung werden ausgebaut. Für die Anbieter läuft das Geschäft von selbst. Es läuft sogar dann noch, wenn es mit der Wirtschaft im allgemeinen mäßiger steht. Die in der Rezession 1974 initiierten Projekte füllten die Auftragsbücher von IBM und Konsorten in der Flaute des Jahres 1977, Projekte von 1977 hielten 1980/81 das Geschäft hoch, als es allgemein schon wieder abwärts ging. Der Einbruch von 1981/82 bereitete die überschäumende Konjunktur der Informationstechnikbranche im Jahre 1985 vor, dieses Mal allerdings bei insgesamt wachsendem Bruttosozialprodukt.

Schon im vergangenen Jahr schwieriges Geschäft

Vor einem Jahr prognostizierte Diebold für 1986 schwieriger werdendes Geschäft, und zwar unabhängig von der allgemeinen Konjunkturlage. Denn es wurde offenbar, daß die Kunden in den Jahren 1984/85 wegen des Aufschwungs weniger Zeit zum Nachdenken und folglich auch zum Starten und Vorbereiten ihrer Projekte - für die Installationsphase 1986/87 - hatten. Es scheint so, als ob Diebold recht behalten hätte (siehe Abbildung 1).

Lediglich zwei Faktoren wurden in ihrer Auswirkung auf die Konjunkturentwicklung unterschätzt, auch wenn sie einander kompensieren.