Mark Hurd dürfte in seinen kühnsten Träumen wohl eher an einen Sieg in Wimbledon gedacht haben als an den Chefsessel von Hewlett-Packard (HP). Der frisch gebackene CEO des IT-Konzerns wollte eigentlich Tennisprofi werden. Er hatte nach dem Abschluss seines Wirtschaftsstudiums alles andere im Sinn, als bei NCR die Karriereleiter zu erklettern. Dort heuerte er 1980 nach einem kurzen und erfolglosen Intermezzo auf dem Tennis-Court als Verkäufer an und avancierte binnen 25 Jahren in einer Bilderbuchlaufbahn zum Firmenchef.
Unbeschriebenes Blatt aus Ohio
So überraschend wie der Aufstieg beim Anbieter von Geldautomaten, Kassensystemen, Datenbanken, Rechnern, Software und Services verlief, kam nun auch seine Berufung zum Nachfolger der im Februar gefeuerten Carleton Fiorina. Keiner hatte den NCR-Chef aus Dayton im verschlafenen Bundesstaat Ohio, fern ab von Silicon Valley und Palo Alto, auf der Rechnung. Stattdessen wurden im Kandidatenkarussell Namen wie Ex-Compaq-Boss Michael Capellas, Motorola-Vorstand Ed Zander oder Microsoft-Manager Jeffrey Raikes gehandelt.
Mit der Wahl des "Nobody" traf der Aufsichtsrat eine unerwartete Entscheidung. Nach Meinung der meisten Marktbeobachter erhielt Hurd den Zuschlag, weil er den Konzern zumindest vorerst nicht in einzelne und eigenständige Unternehmen aufspalten wird. Damit befände er sich auf einer Linie mit dem Board, das eine Ausgliederung entweder des lukrativen Druckergeschäfts oder der kränkelnden PC-Sparte wiederholt abgelehnt hatte. Die Vorsitzende des Aufsichtsrates, Patricia Dunn, hatte mehrfach erklärt, dass der Wechsel an der Spitze von HP erfolge, um die operationale Schlagkraft des Unternehmens zu verändern, nicht aber die Strategie.