Honorare: SAP-Freiberufler hängen Entwickler ab

28.02.2007
Die stärkere Nachfrage schlägt sich in höheren Honorarwünschen nieder. Vom anhaltenden Aufschwung im Freiberuflermarkt profitieren vor allem SAP-Berater und andere teure Spezialisten.

Auf durchschnittlich 68 Euro in der Stunde taxiert das Projektportal Gulp derzeit die Honorarvorstellungen der 60.000 Freiberufler, die in seiner Datenbank registriert sind. Damit fordern die selbständigen IT-Experten zum zweiten Mal in Folge zwei Euro mehr als im Vorjahr. Obwohl sie seit August 2005 ihre Forderungen wieder kontinuierlich erhöhen, bleibt die Boom-Zeit - im Februar 2002 waren 73 Euro in der Stunde üblich - zumindest hierzulande unerreicht. In der Schweiz und in Österreich dagegen scheinen die goldenen Zeiten für IT-Freiberufler schon angebrochen zu sein: Die Eidgenossen sehen sich bei 86 Euro in der Stunde, die Österreicher haben ihre Honorarwünsche binnen eines Jahres von 66 auf 71 Euro hochgeschraubt - für manchen deutschen Freiberufler ein Anreiz, sich um Projekte im deutschsprachigen Ausland zu bewerben.

Nur noch ein Viertel der IT-Freiberufler fordert Stundensätze unterhalb der 60 Euro-Grenze. Dagegen verlangt bereits wieder jeder fünfte von ihnen Honorare zwi-schen 80 bis 99 Euro.
Nur noch ein Viertel der IT-Freiberufler fordert Stundensätze unterhalb der 60 Euro-Grenze. Dagegen verlangt bereits wieder jeder fünfte von ihnen Honorare zwi-schen 80 bis 99 Euro.
Foto: Gulp

In der Schweiz üben jedoch viele IT-Freiberufler höher bezahlte Tätigkeiten aus und agieren etwa als Projektleiter oder Berater, während die Mehrheit der deutschen Selbständigen als Entwickler beschäftigt ist. Und Letztere profitieren kaum von der stärkeren Nachfrage. Die geforderten Stundensätze der Entwickler stagnieren bei 62 Euro ebenso wie die der Qualitätssicherungs-Experten bei 61 Euro. Der Abstand zu den Projektleitern (74 Euro) und Beratern (72 Euro) wächst ebenso wie der zu den Trainern (65 Euro), die vor zwei Jahren noch mit den Entwicklern gleichauf lagen. Schlusslicht bleiben die Administratoren mit 54 Euro in der Stunde.

Die größten Gewinner unter den freiberuflichen IT-Experten waren im vergangenen Jahr diejenigen mit SAP-Know-how. Nicht nur, weil sich fast ein Viertel aller Projektanfragen an sie richteten und damit so viele wie an keine andere Zielgruppe. Der SAP-Markt ist laut Gulp-Sprecher Stefan Symanek auch ein hochpreisiger: "SAP-Experten fordern etwa 81 Euro in der Stunde und tragen maßgeblich dazu bei, dass die Honorarvorstellungen auch im Durchschnitt steigen." Von der günstigen Auftragslage profitieren auch noch andere gut bezahlte Spezialisten: So werden laut Symanek System- und Softwarearchitekten stark nachgefragt, Honorare von mehr als 80 Euro seien die Regel. Manchmal profitieren Freiberufler auch davon, dass sie eher seltene Qualifikationen besitzen. Beispiel dafür sind Spezialisten, die sich mit den Systemen von Siebel auskennen.

Wie viel ein Freiberufler fordern kann, ist auch eine Frage von Alter und Berufserfahrung. IT-Selbständige, die schon mehr als 20 Jahre in der Branche sind, erhalten ein Drittel aller Projektanfragen und können mit 73 Euro in der Stunde auch am meisten fordern. Zum Vergleich: Ab zehn Jahren Berufserfahrung setzen die IT-Experten einen Stundensatz von 68 Euro an. Wer fünf bis neun Jahre beruflich aktiv ist, verlangt 58 Euro die Stunde - so viel, wie schon vor einem Jahr.

50 Euro die Stunde wollen Neueinsteiger mit weniger als fünf Jahren Berufserfahrung. Mittlerweile sind 61 Prozent der bei Gulp registrierten Freiberufler über 40 Jahre, im Jahr zuvor waren es noch fünf Prozent weniger. Das liegt nicht nur daran, dass die Freiberufler älter werden, sondern auch daran, dass sich viele erst in fortgeschrittenem Alter selbständig machen. "Zudem zeichnet sich auch im Freiberuflermarkt ein Nachwuchsmangel ab. Zusammen mit einer steigenden Anzahl der Projektangebote spricht vieles dafür, dass die Honorarvorstellungen in diesem Jahr nochmals nach oben gehen", so Symaneks Prognose.

Auch die Region beeinflusst die Honorarwünsche der Freiberufler. Traditionell ist in den neuen Bundesländern wenig zu holen. So werden dort anders als in den Regionen um München, Frankfurt am Main oder Köln-Bonn kaum Projekte angeboten. Auch ist die Zahl der dort ansässigen Freiberufler vergleichsweise gering. Während ein IT-Profi in Leipzig im Schnitt 62 Euro in der Stunde verlangt, kalkulieren seine Kollegen in Frankfurt am Main und München mit 71 beziehungsweise 69 Euro. (am)