Zack Urlocker, MySQL: "Wir streben nicht nach vielen Features"

13.10.2006
Von 
Jan Schulze ist freier Autor in Erding bei München.
Der Datenbankhersteller MySQL gehört zu den prominentesten Anbietern im Open-Source-Geschäft. Mit Zack Urlocker, Executive Vice President Products von MySQL, sprach Jan Schulze* über Marktchancen im Zuge von Web 2.0 und andere geplante Produkt-Features.

CW: MySQL wird allgemein als Datenbank für Web-Seiten wahrgenommen. Ist das noch immer Ihr Hauptmarkt?

Urlocker: Im Web-Bereich haben wir nach wie vor die meisten Anwender. Es wird auch unser typisches Einsatzgebiet bleiben. Allerdings übersieht man oft, dass wir zum Beispiel auch bei den in Anwendungen eingebetteten Datenbanken, also im Embedded-Bereich, stark sind. Hier zählen wir unter anderem Cisco oder Nokia zu unseren Kunden. Für den Einsatz als klassische Datenbank etwa im ERP-Umfeld haben wir in MySQL 5.0 Merkmale wie Stored Procedures oder Views integriert.

CW: Mit diesen neuen Merkmalen versucht MySQL ja in Szenarien vorzudringen, die bislang den großen Closed-Source-Datenbanken wie Oracle oder DB2 von IBM vorbehalten waren. Wollen Sie ernsthaft versuchen, funktional mit diesen gleich zu ziehen?

Zack Urlocker
Zack Urlocker

Urlocker: Nein. Wir adressieren einen anderen Markt und zwar den für Commodity-Produkte. Unsere Design-Ziele sind einfache Bedienung, Schnelligkeit und Stabilität. Wenn neue Merkmale in das Produkt aufgenommen werden, geschieht das meistens auf Wunsch unserer Kunden. Wir streben aber nicht nach unzähligen Features. Deswegen werden wir immer weniger Funktionen haben als die traditionellen Datenbankanbieter.

CW: Verschließen Sie sich damit nicht potenziellen Märkten?

Urlocker: Das mag sein. Aber unser Fokus auf spezielle Märkte hat Erfolg wie man zum Beispiel am aktuellen Hype-Thema Web 2.0 sieht: Der größte Teil der heute verfügbaren Web-2.0-Angebote basiert auf dem klassischen LAMP-Stack, also aus Linux, Apache, Perl, PHP und eben MySQL. Darunter befinden sich Angebote mit extremen Leistungsanforderungen. Wikipedia zum Beispiel verarbeitet über 25 000 SQL-Abfragen an die MySQL-Server pro Sekunde.

CW: Der Kostenaspekt wird immer wieder angeführt, wenn es um Open Source geht. Nutzen Ihre Kunden bei kommerziellen Web-2.0-Seiten wirklich die Gratis-Version von MySQL ohne Support- und Wartungsverträge?