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Generation Google - ein neues Internet dank "Web 2.0"?

02.03.2006
Als die New Economy vor einigen Jahren am Boden lag, waren viele der Meinung, rund um das Internet sei schon alles erfunden worden.

Doch seit einiger Zeit verändert sich das Netz: "Mitmachen" lautet die Devise beim "Web 2.0". Verleger Tim O'Reilly prägte den Begriff und sprach vom "Web als Plattform". Dabei steht die Kommunikation der Internetnutzer untereinander im Vordergrund. Zugleich ist "Web 2.0" bereits zu einem Mode-Begriff geworden, und Pionier O'Reilly beklagte sich, dass viele Unternehmen es als Schlagwort bei ihren Angeboten vorschieben, ohne so recht zu verstehen, worum es überhaupt geht.

Beim "Web 2.0" wird das Internet zunehmend von den Nutzern selbst gestaltet und beseelt. Das am weitesten gewachsene Phänomen des neuen Netzes sind die Weblogs, kurz Blogs genannt. Fast 29 Millionen dieser Online-Journale kennt inzwischen die Spezial-Suchmaschine Technorati und jeden Tag kommen tausende neue hinzu. Man muss nicht mehr nur Konsument vorgefertigter Inhalte sein, sondern kann unentwegt neue schaffen - ob durch Weblogs, Fotos in Online-Alben, gemeinsam geschriebene Artikeln in Enzyklopädien wie Wikipedia oder einfach durch den gegenseitigen Austausch interessanter Links in Diensten wie del.icio.us oder Furl. Zudem laufen Programme im Internetbrowser dank neuer Software-Werkzeuge und schnellerer Leitungen fast so reibungslos wie von der Festplatte. Damit erobert eine neue Qualität von Angeboten das Internet. Webseiten sehen aus wie herkömmliche PC-Software, Bewährtes wird mit Neuem verknüpft und Inhalte werden von allen verbessert.

Und auch Suchmaschinen-Unternehmen wie Google setzen auf die neuen Entwicklungen und treiben sie sogar voran: Angebote wie "Google Earth" laden zur virtuellen Weltreise am Computer ein und E-Mail-Angebote im Internet machen klassischen E-Mail-Programmen wie Outlook Konkurrenz.

Hinter vielen dieser Anwendungen steckt eine Technologie namens AJAX (Asynchronous Java-Script and XML). Die Anzeige einer Website kann also verändert werden, ohne dass die ganze Seite neu geladen werden muss. So können Zusatzinformationen eingeblendet werden oder aber die gerade neu eingetroffene Mail wird angezeigt, ohne dass der Anwender die Seite neu geladen hat.

Hinzu kommt, dass mit dem Einzug von "Web 2.0"-Anwendungen auch immer mehr Schnittstellen zur Verfügung stehen, um selbst aktiv zu werden: Dienste miteinander zu verknüpfen und weiterzuentwickeln ist mit so genannten APIs (Application Programming Interfaces = Programmierschnittstellen) möglich. Vorreiter hierfür war wiederum Google. Viele Anwendungen nutzen die von Google zur Verfügung gestellte Schnittstelle für Kartenanwendungen, um ihre eigenen Programme mit lokalisierten Daten zu versorgen: Ein Immobilienmakler kann beispielsweise die Lage seiner aktuellen Angebote in einer Karte anzeigen, ein Flughafen die Parkplätze in der Umgebung.

Glossar

Das Internet wird dank neuer Technologien immer mehr zu einem sozialen Raum, der von Millionen Nutzern selbst gestaltet und ausgefüllt wird. Eine zentrale Rolle spielt dabei das Phänomen der Weblogs. Ein kleines ABC dazu:

Was sind Blogs?

Ein Weblog, kurz Blog, ist ein Online-Journal. Der Begriff setzt sich zusammen aus "Web" (Netz) und "Log". Log kommt von Logbuch und steht für die chronologische Aufzeichnung von Ereignissen. Einträge können kommentiert und verlinkt werden. Die Spezial-Suchmaschine Technorati listet aktuell fast 29 Millionen Blogs auf. Die Autoren werden Blogger genannt. In ihren Beiträgen verweisen sie häufig auf andere Webseiten und Blogs. Dadurch entsteht eine Vernetzung. Es gibt unter anderem themenspezifische Blogs und auch so genannte Watchblogs, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Unternehmen näher zu beleuchten oder Medienkritik zu betreiben.

Was sind Podcasts?

Podcasts sind Audiobeiträge, die im Internet heruntergeladen und mit dem MP3-Player oder am heimischen Computer abgespielt werden können. Viele Podcasts werden von Privatleuten angeboten, aber auch große Unternehmen wie BMW produzieren regelmäßig Audiobeiträge für unterwegs. Viele deutsche Podcaster - so nennen sich die Leute, die Podcasts anbieten - haben sich im Podcastverband zusammen geschlossen.

Was sind Vlogs?

Das Wort "Vlog" setzt sich aus "Video" und "Blog" zusammen. Genau wie Blogs enthalten auch Vlogs regelmäßig neue Einträge, in diesem Fall Videos, die chronologisch sortiert sind. Eines der bekanntesten deutschsprachigen Vlogs ist "Ehrensenf", eine satirische Show, die Montag bis Freitag täglich neu produziert wird.

Wie finde ich, was mich interessiert?

Im Internet gibt es zahlreiche Suchmaschinen, die auf Blogs spezialisiert sind. Eine der bekanntesten ist Technorati. Aber auch Google hat eine eigene Suchmaschine für Blogs. Eine deutschsprachige Blog-Suchmaschine ist Blogg.de. Viele Blogger geben ihren Beiträgen Schlagwörter, so genannte Tags. Einige der Suchmaschinen erlauben es, gezielt nach diesen Tags zu suchen und so relevante Blogs ausfindig zu machen. Zudem gibt es zahlreiche Blogverzeichnisse. Außerdem verweisen viele Autoren in einer so genannten Blogroll, einer Liste mit Links, auf andere Blogs, die sie regelmäßig lesen. Auch für Podcasts und Vlogs gibt es Verzeichnisse und Suchmaschinen.

Was brauche ich, um selbst zu bloggen?

Um selbst zu bloggen, gibt es zwei Möglichkeiten: Man kann bei kommerziellen Anbietern ein "Zuhause" für sein Blog mieten oder bekommt es kostenlos. Wer technisch versierter ist, kann Blogsoftware auch auf einem eigenen Webserver installieren und ist dann unabhängig von kommerziellen Anbietern. (dpa/tc)