Wirft Audi seine Blackberrys raus?

08.06.2005
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Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
"Wir sind momentan dabei, nach Alternativen zu der Blackberry-Lösung zu suchen", bestätigt Manfred Jung, Leiter des Bereichs IT-Services des VW-Konzerns. Ein Insider hatte der COMPUTERWOCHE berichtet, die VW-Tochter Audi werde zum 30. Juni dieses Jahres den Blackberry-Betrieb komplett einstellen.
Unsicherheitsfaktor Blackberry? Der Hersteller RIM kann nach Geschmack von Manfred Jung, Leiter des Bereichs IT-Services des VW-Konzerns, zu frei auf die hauseigenen Exchange-Server zugreifen.
Unsicherheitsfaktor Blackberry? Der Hersteller RIM kann nach Geschmack von Manfred Jung, Leiter des Bereichs IT-Services des VW-Konzerns, zu frei auf die hauseigenen Exchange-Server zugreifen.

Begründet werde dieser Schritt mit Sicherheitsbedenken. So würden die Mails über einen Server in Großbritannien geleitet. Dort bestehe die Gefahr, dass mit Hilfe von Geheimdiensten Industriespionage betrieben werde.

Audi prüft Alternativen

"Solange keine Alternative beschlossen ist, wird der Blackberry-Betrieb unvermindert weitergehen", relativiert VW-Manager Jung diese Aussagen. Audi evaluiere derzeit Lösungen von Nokia, Siemens und anderen Herstellern. Potenzielle Industriespionage als Grund für das Projekt will Jung nicht bestätigen. Allerdings seien die Ingolstädter nicht damit einverstanden, wie der kanadische Blackberry-Anbieter Research in Motion (Rim) auf die konzerneigenen Exchange-Server zugreifen könne. Rim sei in der Lage, sich jederzeit auf der Basis von Administratorenrechten Zugang zu den Firmen-Mails zu verschaffen. Zwar gebe es Dokumente und Vereinbarungen, die dies verbieten. "Aber die theoretische Möglichkeit besteht. Man kann sich technisch nicht dagegen schützen", lautet Jungs Fazit.

Misstrauen gegenüber Rim wächst

Audi habe jedoch keineswegs vor, die eingesetzten Blackberry-Endgeräte wegzuwerfen. "Hier muss der Investitionsschutz gewahrt bleiben." Außerdem sähen die Alternativen zwar vielversprechend aus, ließen sich aber aufgrund der erforderlichen Infrastrukturvoraussetzungen zumeist noch nicht flächen- deckend betreiben.