Service-orientierte Architekturen

SOA braucht Governance

22.08.2008
Von 


Christian Hestermann ist seit über zehn Jahren für das IT-Research und Beratungsunternehmen Gartner tätig. Zu seinen Themenbereichen als Research Director gehören vor allem Geschäftsanwendungen für Unternehmen und ERP-Systeme. Zu seinem Arbeitsfeld zählen insbesondere Cloud- und SaaS-basierte ERP-Systeme im Kontext postmoderner ERP-Strategien. Christian Hestermann verfügt über 31 Jahre Branchenerfahrung.
Die Implementierung von Service-orientierten Architekturen (SOA) erfordert tiefes Prozesswissen. Mit SOA ändert sich zudem die Beziehung zwischen Kunde und Softwarelieferant.

Service-orientierte Architekturen (SOA) sind auch in deutschen Firmen ein wichtiges Thema. Es gibt kaum ein größeres Unternehmen, das sich nicht schon mit SOA auseinandergesetzt hat. Auch die Softwareanbieter sind auf diesen Zug aufgesprungen und bieten diverse Lösungen - vom Enterprise-Service-Bus bis hin zur SOA-fähigen ERP-Software - an. Das Versprechen der Anbieter ist fast immer das gleiche: Die Unternehmens-IT soll mit Hilfe von SOA flexibler und agiler werden und sich schneller auf die ständig neuen Geschäftsanforderungen einstellen können. Durch modulare, wiederverwendbare Services und die Integration bestehender Anwendungen sollen die Unternehmen in die Lage versetzt werden, in Windeseile neue Anwendungen zusammenzustellen.

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Die Realität sieht in den meisten deutschen Unternehmen jedoch noch anders aus. SOA lässt sich nicht von der Stange kaufen, sondern erfordert einen ganzheitlichen Ansatz im Unternehmen, der bereits mit der Definition der für SOA relevanten Geschäftsprozesse beginnt. SOA und Business-Process-Management gehen Hand in Hand und erfordern einen langen Atem, den nur wenige IT-Abteilungen haben. Hinzu kommt, dass sich IT-Verantwortliche Gedanken über die Granularität der SOA-Services machen müssen, damit die Vorteile zur Geltung kommen. Eine zu feine Gliederung führt zu einem schwer beherrschbaren Katalog von Services, während eine zu grobe Granularität die Idee der Wiederverwendbarkeit gefährden kann.

SOA stellt hohe technische und vor allem auch fachliche Anforderungen an die IT-Abteilungen in Unternehmen. Ohne Business-Architekten, die die Sprache der Fachabteilung beherrschen und ein tiefes Prozessverständnis mitbringen, wird SOA genauso zum Scheitern verurteilt sein wie ohne einen rigiden Governance-Prozess, der alle Beteiligten auf die gemeinsame Zielarchitektur einschwört. SOA bedeutet auch, dass sich die Beziehung vieler Unternehmen zu ihren Softwarelieferanten verändert - weg vom einfachen Abnehmer von Standardsoftware und hin zum strategischen Orchestrator und Architekten von passgenauen Services. (jha)

Zur Person

Name: Christian Hestermann.

Position: Research Director Business Applications/ERP & SCM.

Analystenhaus: Gartner.

Beratungsschwerpunkt: Hestermann konzentriert sich auf die Anwenderberatung im ERP- (Enterprise Resource Planning) und SCM-Umfeld (Supply-Chain-Management), unter anderem für mittelständische Unternehmen. Dabei blickt er auf 21 Jahre Berufserfahrung zurück. Insgesamt sieben Jahre davon verbrachte er bei dem mittelständischen ERP-Anbieter Infor, zuletzt im Produkt-Management. Zuvor war Hestermann wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Würzburg. Den Abschluss zum Diplom-Informatiker erwarb Hestermann an der Universität Karlsruhe.