VW Bank minimiert ihr Kreditrisiko

02.04.2008
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.
Mit Hilfe einer regelbasierenden Software evaluiert der Finanzdienstleister die Risikofaktoren für Kredite an Unternehmenskunden.

Spätestens seit dem Inkrafttreten der Basel-II-Vorschriften wissen die Banken: Riskante Kredite sind teuer - sogar dann, wenn es gar nicht zu Komplikationen kommt. Denn die Höhe des vorzuhaltenden Eigenkapitals steigt mit der - theoretischen - Gefahr, dass der Kunde nicht in der Lage ist, seine Verpflichtungen zu erfüllen. Umso wichtiger wird das Thema Risikobewertung.

Je exakter eine Bank ihre Kreditrisiken abschätzen kann, desto mehr Freiheiten gewährt ihr die Bankenaufsicht im Hinblick auf das vorzuhaltende Eigenkapital. Institute, die statt des Kreditrisiko-Standardansatzes den Internal Rating-based Approach (IRB-Ansatz) verwenden, können ihre Risiken genauer messen. Auf dieses Weise sind sie in der Lage, die knappe Ressource Eigenkapital effizienter einzusetzen.

Die Volkswagen Bank GmbH (VW Bank) zielt darauf ab, zunächst den IRB-Basisansatz umzusetzen und durch die Bankenaufsicht zertifizieren zu lassen. Besonderes Augenmerk legte die Volkswagen Bank dabei auf die Verträge mit Händlern und Flottenkunden. Die machen zwar nicht die Masse der Kontrakte aus, repräsentieren aber ein großes Geschäftsvolumen. Um die Ausfallrisiken in diesen beiden Geschäftsbereichen zu bewerten, wurden intern zwei Rating-Modelle entwickelt und in Form einer regelbasierenden Anwendung umgesetzt. Der Startschuss für das Projekt "Carat" (Corporate Assessment and Ratingmodel Administration Tool") fiel 2006.

Selbstverständlich habe die Bank auch vorher schon ein Rating-Verfahren benutzt, so Florian Graßhoff, Mitarbeiter im Risiko-Management der Bank. Es basiere auf dem Microsoft-Datenbanksystem Access und habe seinen Dienst bislang zufrieden stellend verrichtet. Aber dieses Tool erfüllt die Anforderungen von IRB vor allem in zwei Punkten nicht: Versionierung und Revisionssicherheit fehlen und wären, so der Risiko-Management-Experte, auch nur mit hohem Aufwand zu realisieren gewesen.

Darüber hinaus beabsichtigte die VW Bank, an ihr Rating-System auch operative Anwendungen anzubinden, beispielsweise den "Zentralen Geschäftspartner" (ZGP) der SAP, der die Kundenstammdaten enthält. Das wäre mit dem Microsoft-basierenden Tool ebenfalls nicht ohne weiteres gegangen.

Best Practices

  • Die VW Bank entschied sich, statt des Kreditrisiko-Standardansatzes den IRB-Basisansatz umzusetzen.

  • Die Umsetzung des fortgeschrittenen IRB-Ansatzes ist geplant, aber noch nicht terminiert.

  • Mit dem Projekt verbunden war eine weitgehende Umgestaltung der Bankstrukturen.

  • Ein mehrstufiges Auswahlverfahren förderte unter einem Dutzend Kandidaten das am besten geeignete Produkt zutage.

  • Die Anforderungen wurden gemeinsam mit den Fachbereichsvertretern fixiert.

  • VW Bank und der Softwarepartner Innovations standen im ständigen intensiven Informationsaustausch.